„Charlie Hebdo“ bleibt Hassobjekt für Islamisten

Charlie Hebdo - Cover - Bild: Screenshot des aktuellen Charlie Hebdo-Covers
Charlie Hebdo - Cover - Bild: Screenshot des aktuellen Charlie Hebdo-Covers

Auch im 50. Jahr ihres Bestehens bleibt die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“ Hassobjekt von Islamisten. Das machten die jüngsten Drohungen gegen das Blatt deutlich, das zu Beginn des Prozesses um den Anschlag vom Januar 2015 erneut die Mohammed-Karikaturen veröffentlichte. An diesem Mittwoch geht das Verfahren in Paris zu Ende:

November 1970 

„Charlie Hebdo“ wird gegründet. Der Name spielt auf die US-Comicfigur Charlie Brown an, „hebdo“ auf die wöchentliche Erscheinungsweise. Das Blatt versteht sich als laizistisch und antiklerikal.

1981

Wegen Finanzproblemen und zahlreicher Klagen wird „Charlie Hebdo“ eingestellt.

1992

Die Satirezeitung wird von früheren Mitarbeitern wiederbelebt.

2006

„Charlie Hebdo“ druckt zwölf Mohammed-Karikaturen aus der dänischen „Jyllands-Posten“ nach. Danach gibt es immer wieder Morddrohungen gegen die Redaktion.

2008

Die französische Justiz urteilt, die umstrittenen Karikaturen stellten keine „Beleidigung von Muslimen“ insgesamt dar. Sie seien nur eine Satire auf Extremisten.

2011

Als „Charia Hebdo“ (Scharia Hebdo) veröffentlicht die Zeitung eine Mohammed-Karikatur auf der Titelseite. Der Prophet droht „hundert Peitschenhiebe“ an, „wenn Sie nicht vor Lachen sterben“. Am Tag des Erscheinens wird ein Brandanschlag auf die Redaktion verübt, die Regierung macht Islamisten verantwortlich.

7. Januar 2015

Zwei Islamisten überfallen die Redaktion und ermorden zwölf Menschen, darunter Redaktionsleiter Stéphane Charbonnier (Künstlername: Charb) sowie mit Cabu, Tignous und Wolinski einige der bekanntesten Karikaturisten Frankreichs.

11. Januar 2015

Unter dem Motto „Je suis Charlie“ (Ich bin Charlie) gehen in Frankreich mehrere Millionen Menschen gegen Terrorismus und für die Pressefreiheit auf die Straße, auch viele Muslime. Zahlreiche Menschen weltweit bekunden ihre Betroffenheit in Online-Netzwerken.

14. Januar 2015

Die „Ausgabe der Überlebenden“ erscheint. Sie zeigt auf dem Titel einen weinenden Propheten Mohammed, der ein Schild mit der Aufschrift „Je suis Charlie“ in den Händen hält. Drei Millionen verkaufte Exemplare und Spenden spülen dem Blatt viel Geld in die chronisch leeren Kassen. 

Dezember 2016

Eine deutsche Ausgabe von „Charlie Hebdo“ kommt auf den Markt. Sie wird nach nur einem Jahr wegen zu weniger Leser eingestellt.

2. September 2020

Der Prozess gegen 14 mutmaßliche Hintermänner der Anschläge auf „Charlie Hebdo“ und einen jüdischen Supermarkt vom Januar 2015 beginnt in Paris. Die Satirezeitung druckt erneut die Mohammed-Karikaturen nach. In Pakistan, im Iran und anderen muslimisch geprägten Ländern kommt es zu Protesten, das Terrornetzwerk Al-Kaida droht mit einem neuen Anschlag.

25. September 2020

Ein Pakistaner verletzt zwei Menschen vor dem früheren Sitz von „Charlie Hebdo“ schwer. Er begründet seine Tat mit Wut über die Mohammed-Karikaturen. 

16. Oktober 2020

Ein mutmaßlicher Islamist enthauptet den Geschichtslehrer Samuel Paty bei Paris, der Mohammed-Karikaturen im Unterricht gezeigt hatte. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verteidigt bei der Trauerfeier die Meinungsfreiheit, es folgen weitere Proteste und Boykottaufrufe in muslimischen Ländern.

16. Dezember 2020

Das Urteil im Prozess um „Charlie Hebdo“ wird erwartet. Die Anklage fordert lebenslange Haftstrafen für die beiden Hauptangeklagten.

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