Deutsche Umweltverbände kritisieren EU-Klima-Einigung als unzureichend

Klimaschutz
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Deutsche Umweltverbände haben die klimapolitischen Beschlüsse des EU-Gipfels als unzureichend kritisiert. „Das 55-Prozent-Netto-Ziel reicht nicht zur Bewältigung der Klimakrise“, erklärte WWF-Vorstand Eberhard Brandes am Freitag in Berlin zu dem in der Nacht ausgehandelten Kompromiss der Staats- und Regierungschefs. Er forderte Nachbesserungen in den nun anstehenden Verhandlungen mit der EU-Kommission und vor allem dem Europäischen Parlament, das eine CO2-Minderung um 60 Prozent erreichen will.

„Die Einbeziehung von CO2-Speichern wie Wäldern, Mooren und Meeren rechnet das Klimaziel schöner als es ist“, kritisierte Brandes auf dem EU-Gipfel beschlossene Änderungen des Berechnungsverfahrens. „Damit ist die EU noch weiter von den mindestens 65 Prozent Treibhausgasminderungen entfernt, die wissenschaftlich notwendig sind, um die Erderhitzung auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen“, warf er den Gipfelteilnehmern vor.

Der Klimaexperte von Care International, Sven Harmeling, begrüßte die Verschärfung des EU-Klimaziels als „einen wichtigen Meilenstein“, der zu einem beschleunigten Klimaschutz beitragen könne. „Für Europas gerechten Beitrag zu den Zielen des Paris-Abkommens bleibt dieser Schritt aber unzureichend“, kritisierte aber auch er besonders mit Verweis auf „vielfältige Rechentricks“ im Verfahren. Für ein Erreichen der Klimaziele sei „eine Emissionsreduktion um 65 Prozent dringend notwendig“, betonte Harmeling.

Auch der Präsident des Umweltdachverbands Deutscher Naturschutzring (DNR), Kai Niebert, sprach von einem „wichtigen Schritt im Kampf gegen die Klimakrise“, jedoch mit einem „bitteren Beigeschmack“. Bereits die 55 Prozent CO2-Minderung sei „nicht kompatibel mit einem 1,5 Grad-Reduktionspfad“. 

„Indem die Leistungen von Kohlenstoffsenken wie Wäldern und Mooren auf das Klimaziel angerechnet werden, wird die effektive Minderung nun nochmal einige Prozentpunkte niedriger ausfallen – diesen Rechentrick können wir uns nicht leisten“, kritisierte Niebert weiter. Auch er forderte das EU-Parlament auf, im weiteren Verhandlungsprozess für ein stärkeres Umsteuern zu sorgen. In Deutschland müsse nun der Kohleausstieg auf 2030 vorgezogen werden.

Der Beschluss des EU-Gipfels sieht vor, den Treibhausgasausstoß bis 2030 um mindestens 55 Prozent verglichen mit dem Stand von 1990 zu senken. Dies ist eine deutliche Verschärfung gemessen am bisherigen Ziel von minus 40 Prozent. Allerdings soll es offensichtlich möglich sein, höhere Emissionen durch die Anrechnung natürlicher CO2-Speicher wie Wäldern oder Mooren auszugleichen.

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