Trotz eines weiteren Anstiegs haben Deutschlands Exporte auch im Oktober das Vorkrisenniveau noch nicht wieder erreicht. Gegenüber dem Vormonat September legten die Ausfuhren um 0,8 Prozent zu, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Damit lagen sie noch 6,8 Prozent unter dem Stand von Februar, also dem Monat vor dem Beginn der coronabedingten Einschränkungen in Deutschland.
Im Oktober 2020 wurden von Deutschland Waren im Wert von 112,0 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von 92,7 Milliarden Euro importiert. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Oktober 2019 sanken die Exporte damit um 6,5 Prozent und die Importe um 5,9 Prozent. Bei den Importen betrug das Minus gegenüber dem Vorkrisenmonat Februar im Oktober 5,2 Prozent; im Vergleich zum Vormonat September gab es bei den Einfuhren den vorläufigen Angaben des Bundesamtes zufolge ein Plus von 0,3 Prozent.
Bei den Ausfuhren gab es im Oktober je nach Handelspartner deutliche Unterschiede: Während Exporte nach China im Vergleich zum Vorjahresmonat um 0,3 Prozent auf 8,7 Milliarden Euro stiegen, nahmen die Ausfuhren in die USA um 10,5 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro ab. Für die Exporte nach Großbritannien verzeichneten die Statistiker einen Rückgang von 11,7 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahresmonat.
Auch die meisten Importe kamen im Oktober 2020 von China nach Deutschland. Aus der Volksrepublik wurden Waren im Wert von 10,1 Milliarden Euro eingeführt (minus 3,3 Prozent). Die Importe aus den USA sanken um 18,8 Prozent auf einen Wert von 5,8 Milliarden Euro. Die deutschen Importe aus Großbritannien sanken um 17,6 Prozent auf 3,0 Milliarden Euro.
„Corona hat die Welt fest im Griff“, erklärte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Anton Börner. „Das leichte Plus im China-Geschäft hilft, unseren Außenhandel zu stabilisieren, ist aber zu wenig für eine kräftige Erholung.“ Dafür sei der wirtschaftliche Einbruch in den übrigen Regionen und damit bei allen anderen wichtigen Handelspartnern „einfach zu groß“.
„Angesichts der aktuellen Entwicklungen in Deutschland, Europa und weiteren Teilen der Welt können wir uns aber glücklich schätzen, wenn der Außenhandel stabil auf dem derzeitigen Level bleibt“, fügte Börner hinzu. Strengere Maßnahmen würden angesichts der Infektionszahlen und Sterberate wohl nicht ausbleiben. Wichtig sei jedoch, dass der Handel weiterhin funktionieren könne. „Dafür sind beispielsweise offene Grenzen unerlässlich.“
Nur 22 Tage vor dem Brexit bräuchten die Unternehmen außerdem „auch endlich Klarheit darüber, wie es künftig weitergeht“, forderte der BGA-Präsident. „Das bisherige Chaos hat bereits tiefe Spuren im bilateralen Handel hinterlassen“, kritisierte er. Nun gelte es, langfristigen Schaden abzuwenden.
Nach Einschätzung des Konjunkturchefs des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Stefan Kooths, dürfte die Dynamik bei den deutschen Exporten in den Wintermonaten verhalten bleiben. „Deutlich belastet bleibt der Dienstleistungshandel, vor allem der Tourismus“, erklärte er. „Den Unternehmen in diesen Branchen steht ein harter Winter bevor.“