Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) mahnt dazu, auch in der Corona-Pandemie nicht im Kampf gegen Aids nachzulassen. „Wir dürfen unseren Blick und unser Handeln nicht nur auf das Coronavirus richten. Die Pandemie ist schlimm, aber wir erleben gerade eine Poly-Pandemie“, sagt Müller der „Passauer Neuen Presse“ zum Welt-Aids-Tag am Dienstag. Corona sei ein weltweiter Krisenverstärker.
„Deswegen muss auch die Versorgung der Aids-Kranken weltweit aufrecht erhalten und sogar verstärkt werden“, sagte Müller. „38 Millionen Erkrankte brauchen weiterhin Medikamente, aber nur 25 Millionen haben Zugang dazu.“ Durch die Corona-Lockdowns seien Versorgungswege für Medikamente unterbrochen. Dadurch steige die Zahl der Toten auch durch Aids. Das gelte ebenso für andere Infektionskrankheiten wie Tuberkulose und Malaria.
„Experten gehen davon aus, dass die Folgen der Corona-Pandemie zu zusätzlich 1,5 Millionen Toten weltweit führen“, sagte Müller. „Eine Lehre ist: Aids ist eine große Bedrohung, eine schreckliche Krankheit. Aber wenn die Welt zusammensteht und Medikamente erreichbar und bezahlbar auch für die Armen macht, sind große Fortschritte möglich. Das sollte uns Mut machen, im Kampf gegen Covid-19 einen ähnlichen Weg zu gehen.“
Wegen Corona fielen in diesem Jahr zudem 130 Millionen Menschen zusätzlich in Hunger und extreme Armut zurück, sagt der CSU-Politiker. Hier sei internationale Solidarität gefordert. „Es gibt derzeit eine Lücke von fünf Milliarden Euro zur Bekämpfung dieser Armuts- und Hungerkrise. Und auch die Impfprogramme für Entwicklungsländer sind massiv unterfinanziert.“ Alle Industriestaaten, auch die USA, seien aufgerufen, sich an der Finanzierung zu beteiligen. Müller appellierte aber auch an von der Corona-Krise profitierende Privatunternehmen.