Familienunternehmen und Weltkonzern: Haribo wird 100 Jahre alt

Haribo-Gummibären
Haribo-Gummibären

Hans Riegels Namenskürzel trägt Haribo noch immer – doch der Bonner Bonbonkocher konnte beim Start im Hinterhof 1920 nicht den Weltkonzern erahnen, den sein Enkel Hans Guido heute führt. Zum Firmenjubiläum entsteht neben weltweit 16 Süßwarenfabriken gerade eine weitere im US-Bundesstaat Wisconsin – das einzige ostdeutsche Werk wird dagegen aufgegeben. Wie eine gern umschriebene freundliche Goldbären-Familie tritt das Familienunternehmen nicht immer auf.

Runden Geburtstag feiert die Familie Riegel schon das ganze Jahr lang: Am 13. Dezember wird Haribo (Hans Riegel Bonn) offiziell 100 Jahre alt. Das Markenzeichen des Süßwarenherstellers – den Goldbären – gibt es seit 60 Jahren.

Der Weltmarktführer bei Fruchtgummi und Lakritz beschäftigt gut 7000 Mitarbeiter in 25 Ländern und verkauft seine bunten Tüten mit Lakritz-Schnecken oder der Color-Rado-Mischung in über 100 Ländern. Den Jahresumsatz des verschwiegenen Familienunternehmens beziffern Branchenkenner laut „Handelsblatt“ auf etwa drei Milliarden Euro.

„Haribo macht Kinder froh – und Erwachsene ebenso“: Mit diesem Werbeslogan wurden die Markenbotschafter Thomas Gottschalk und später Michael Bully Herbig lange in Verbindung gebracht. Allein Gottschalk warb 24 Jahre lang ununterbrochen für den Konzern – laut Haribo ein Rekord.

Der Entertainer dürfte seinen Anteil daran haben, dass Haribos Markenbekanntheit in Deutschland nach eigenen Angaben 99 Prozent beträgt. Seit 1986 gehören auch die Kaubonbons der Marke Maoam zum Konzern – samt nicht minder einprägsamer Werbung mit der Frage „Was wollt ihr denn?“

Mit solchen Werbe- wie Produkteinfällen wurde Haribo weltbekannt. Ein Jahr nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Tod des Firmengründers Hans Riegel übernahmen dessen gleichnamiger Sohn Hans Riegel Junior und sein Bruder Paul 1946 das auf 30 Mitarbeiter geschrumpfte Bonner Unternehmen. Vier Jahre später beschäftigte Haribo bereits 1000 Menschen.

Nach 67 Jahren an der Spitze und als ältester diensthabender Geschäftsführer Deutschlands starb 2013 auch der zweite Hans Riegel im Alter von 90 Jahren. Das von ihm groß gemachte und maßgeblich geprägte Familienunternehmen wird seitdem in dritter Generation von Gründerenkel Hans Guido geführt – und verändert.

So zog Haribo mit seinem Firmensitz 2018 von Bonn in die rheinland-pfälzische Gemeinde Grafschaft um – inklusive neuem Werk und Zentrallager. Wechsel gab es auch in Geschäftsführung und Produktstrategie. Die zeitweise Fokussierung auf zuckerreduzierte Fruchtgummis und eine Softwareumstellung führten zu Lieferausfällen und drückten den Umsatz.

Im Jubiläumsjahr 2020 sieht sich der Marktführer wieder in der wirtschaftlichen Erfolgsspur. Doch harte Preisverhandlungen mit dem Einzelhandel führten zum Haribo-Boykott in einzelnen Supermärkten: Lidl warf die Goldbären im Sommer aus dem Sortiment, auch aus Edeka-Märkten verschwanden Haribo-Produkte zwischenzeitlich. Begehrt bleiben sie dennoch. 

Während Haribo Aktionspackungen mit einem „Jahrhundert-Mix“ seiner beliebtesten Produkte vertreibt, sucht Sachsen Abnehmer für 16.000 auf Halde liegende Haribo-Tüten: Das Land beendete eine mehrjährige Werbekooperation mit dem Unternehmen, nachdem Haribo Anfang November das Aus für sein Werk bei Zwickau angekündigt hatte. Die Produktion im kleinsten und nach Konzernangaben veralteten Werk soll zum Jahresende auslaufen. Die 150 betroffenen Mitarbeiter sollen „nach Möglichkeit“ an die vier anderen deutschen Standorte nach Grafschaft, Bonn, Neuss oder Solingen im Westen wechseln.

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