Fast jeder zweite Berufstätige arbeitet aktuell im Homeoffice

Symbolbild: HomeOffice
Symbolbild: HomeOffice

Fast jeder zweite Berufstätige in Deutschland arbeitet einer Umfrage zufolge derzeit im Homeoffice – ausschließlich oder teilweise. Die meisten finden das überwiegend positiv, wie die Umfrage für den Digitalverband Bitkom ergab. Der Verband rechnet damit, dass auch nach der Corona-Pandemie rund ein Drittel der Berufstätigen den Arbeitsort flexibel wählen wird – und forderte Steuervorteile fürs mobile Arbeiten sowie klare Regeln zur Abgrenzung zwischen Beruflichem und Privatem.

Bitkom ließ rund 1500 Berufstätige ab 16 Jahren befragen. Demnach arbeitet aktuell jeder Vierte (25 Prozent) ausschließlich von zuhause aus – das sind 10,5 Millionen Menschen. Weitere 20 Prozent tun dies zumindest teilweise, das sind 8,3 Millionen Menschen. Zusammengenommen sind es fast 19 Millionen Erwerbstätige. 

„Die Corona-Pandemie ist der Auslöser eines tiefgreifenden und nachhaltigen Wandels in der Arbeitswelt“, erklärte Bitkom-Präsident Achim Berg am Dienstag in Berlin. „Nach dem für die allermeisten erzwungenen Wechsel ins Homeoffice mit dem Lockdown im Frühjahr hat die große Mehrheit in den vergangenen Monaten überwiegend positive Erfahrungen gemacht.“ 

Acht von zehn Berufstätigen im Homeoffice sagen laut Umfrage, sie empfänden weniger Stress, da der Arbeitsweg entfällt. Drei Viertel sehen den damit verbundenen Zeitgewinn positiv; sechs von zehn Homeoffice-Arbeitern loben eine generell bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Weitere Vorteile sind mehr zeitliche Flexibilität (43 Prozent), die Möglichkeit eines gesundheitsbewussteren Lebensstils etwa in Hinblick auf Sport und Ernährung (32 Prozent) und weniger Störungen durch Kollegen (28 Prozent).

Der fehlende persönliche Austausch ist andererseits der meistgenannte Nachteil des Homeoffice-Daseins. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) beklagt laut Umfrage weniger Kontakt mit Kollegen. Für jeden Fünften ist es auch ein Problem, weniger Kontakt mit Vorgesetzten zu haben. Als weitere Nachteile nennen die Befragten Schwierigkeiten, das Privatleben vom Job abzugrenzen, schlechtere Arbeitsbedingungen als im Büro und das Gefühl, von wichtigen Informationen abgeschnitten zu sein. 

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) erklärte am Dienstag unter Berufung auf seine jährliche Befragung zur Arbeitsqualität, mobil Beschäftigte würden „deutlich häufiger unbezahlt für den Arbeitgeber“ arbeiten und müssten auch außerhalb der Arbeitszeit oft erreichbar sein. Die Arbeit „bei Kunden oder Patienten, auf dem Bau, auf Dienstreise oder am heimischen Schreibtisch“ sei auch häufig mit belastenden Bedingungen verbunden. Mobiles Arbeiten ist dabei weiter gefasst als Homeoffice.

Wer aktuell nicht im Homeoffice arbeitet, obwohl er dies dürfte, nennt als Hauptgrund eine mangelhafte technische Infrastruktur, wie der Bitkom mitteilte. Jeder vierte Homeoffice-Verweigerer führt das auf eine zu langsame beziehungsweise zu fehleranfällige Internetverbindung zurück. Fast jeder Fünfte von ihnen nennt eine starke Präsenzkultur in seinem Unternehmen als Grund, jeder Siebte möchte Berufliches und Privates räumlich strikt trennen.

Unter denjenigen, die nicht im Homeoffice arbeiten dürfen, obwohl ihr Job dafür aus ihrer Sicht grundsätzlich geeignet ist, würden alle zumindest ab und zu von zuhause aus arbeiten – vier von zehn bei Bedarf, jeder Vierte einen Tag pro Woche, jeder Sechste auch mehrere Tage pro Woche. 

Bitkom-Präsident Berg leitete aus der Umfrage mehrere Forderungen ab. Zum einen müsse der Wandel der Arbeitswelt nun politisch proaktiv flankiert und mit Anreizsystemen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer unterstützt werden. Arbeitgeber und Arbeitnehmer wiederum müssten klare Regeln vereinbaren, um Berufliches von Privatem im Homeoffice abgrenzen zu können. Auch der DGB betonte erneut die Notwendigkeit von Betriebsvereinbarungen zum Homeoffice und mobilen Arbeiten. 

Berg plädierte zudem dafür, dass der Staat nicht nur das Pendeln zum Arbeitsplatz, sondern künftig auch das Homeoffice steuerlich fördert. Der Staat müsse fiskalische Instrumente „bestmöglich einsetzen, um gesellschaftlich erwünschtes Verhalten anzuregen, also Verkehr zu reduzieren, verkehrsbedingte Emissionen zurückzufahren und – in Zeiten der Pandemie – soziale Kontakte zu vermeiden.“

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