Ein Zeitungsbeitrag, in dem die künftige First Lady der USA, Jill Biden, zum Verzicht auf ihren Doktortitel aufgefordert wird, hat weitverbreitete Empörung ausgelöst. Michelle Obama, die Ehefrau des früheren Präsidenten Barack Obama, bewertete die Kolumne am Montag als Beleg für die gesellschaftlichen Widerstände, auf die berufstätige Frauen immer noch stoßen. „Viel zu oft wird unseren Errungenschaften mit Skepsis und sogar Spott begegnet“, schrieb Michelle Obama im Internetdienst Instagram.
Der Kolumnist Joseph Epstein hatte Jill Biden, die Ehefrau des designierten Präsidenten Joe Biden, am Samstag im „Wall Street Journal“ aufgefordert, auf die Anrede mit dem Doktortitel zu verzichten. Er begründete dies damit, dass sie diesen Titel in Erziehungswissenschaften erworben hatte und nicht in Medizin. Epstein nannte Jill Bidens Verwendung des Titels „betrügerisch“ und „etwas komisch“. Auch bezeichnete er die künftige First Lady herablassend als „kiddo“ (etwa: „Kleine“)
„Nach Jahrzehnten der Arbeit sind wir gezwungen, uns wieder völlig neu zu beweisen“, kommentierte dies Michelle Obama. Sie habe gesehen, wie Jill Biden acht Jahre lang das getan habe, was viele berufstätige Frauen täten – nämlich „erfolgreich mit mehreren Verantwortungsbereichen zugleich“ umzugehen.
Michelle Obama bezog sich damit auf die Zeit, in denen Joe Biden Vizepräsident unter Barack Obama war und Jill Biden als Vizepräsidentengattin bereits eine prominente öffentliche Rolle einnahm. Jill Biden habe damals ihre Arbeit als Lehrerin fortgesetzt, sei ihren offiziellen Verpflichtungen im Weißen Haus nachgekommen und habe zugleich ihre Rollen als „Mutter, Frau und Freundin“ erfüllt, betonte Michelle Obama. Die 69-jährige Jill Biden will auch als First Lady weiterhin als Lehrerin tätig sein.
Rückendeckung bekam sie auch von der früheren Außenministerin, Ex-Präsidentschaftskandidatin und ehemaligen First Lady Hillary Clinton. Sie schrieb im Onlinedienst Twitter: „Ihr Name ist Dr. Jill Biden.“ Den Kolumnisten forderte Clinton spöttisch auf, sich selbst „nicht so wichtig zu nehmen“. Michael LaRosa, der Sprecher des gewählten Präsidenten Biden, appellierte an das „Wall Street Journal“, sich bei dessen Frau für die Kolumne zu entschuldigen.
Biden das Präsidentenamt am 20. Januar antreten. Sein Wahlsieg über Amtsinhaber Donald Trump vom 3. November wurde an diesem Montag per Abstimmung des sogenannten Electoral College bestätigt. Dabei handelt es sich um das Kollegium der Wahlleute, die nach dem indirekten US-Wahlsystem auf Grundlage der Ergebnisse in den einzelnen Bundesstaaten letztlich den Präsidenten bestimmen.