Guterres: Impfstoffe für alle Menschen zugänglich und bezahlbar machen

António Guterres - Bild: UN Photo/Mark Garten
António Guterres - Bild: UN Photo/Mark Garten

UN-Generalsekretär António Guterres hat bei einer Rede im Bundestag dazu aufgerufen, die Corona-Impfstoffe für alle Menschen weltweit „zugänglich und bezahlbar“ zu machen. „Unsere Herausforderung besteht nun darin, zu gewährleisten, dass die Impfstoffe als globales öffentliches Gut betrachtet werden“, sagte Guterres am Freitagvormittag bei der Rede anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Vereinten Nationen. Es müsse ein Impfstoff sein, „der den Menschen gehört“.

Guterres lobte das Vorgehen der Bundesregierung im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Deutschland habe sich dabei „von der Wissenschaft, vor Ort erhobenen Daten und differenzierten Maßnahmen“ leiten lassen. Die „frühzeitigen Schritte“ hätten zur „Eingrenzung des Virus und zur Rettung von Menschenleben beigetragen“, sagte Guterres. Der internationale Beitrag Deutschlands etwa bei der Covax-Initiative der Weltgesundheitsorganisation sei „von maßgeblicher Bedeutung“.

Zugleich forderte Guterres angesichts der Pandemie weitere Anstrengungen, um die Not vieler Entwicklungsländer und Länder mit mittlerem Einkommen zu lindern, die vor einer Schulden- und Liquiditätskrise stehen, die die Weltwirtschaft bedrohen könnte. Er kritisierte die Verbreitung von „Falschinformationen und Mythen“ im Zusammenhang mit dem Coronavirus. 

Bei der Veranstaltung im Bundestag, an der auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier teilnahm, mahnte Guterres auch zu internationaler Zusammenarbeit in weiteren Krisen und kritisierte mit scharfen Worten eine Abkehr vom Multilateralismus. Er warnte vor einer „Abkehr von den Werten der Aufklärung, Europas größtem Beitrag zur Zivilisation auf globaler Ebene“. Dabei verwies er auf „eine Zunahme von Hetze, Antisemitismus, islamfeindlichem Fanatismus und anderen Formen von Diskriminierung, die sich in manchen Teilen der Welt auch gegen christliche Minderheiten und andere richten“.

Als „größte langfristige Bedrohung“ bezeichnete Guterres den „selbstmörderischen Krieg gegen die Natur“. Ohne gemeinsames Handeln der Weltgemeinschaft werde der Klimawandel in einer „Katastrophe“ münden. Das Klimaschutzgesetz der Bundesregierung bezeichnete Guterres als „beispielhaft“. Die internationale Gemeinschaft dürfe in ihren Bemühungen zur CO2-Reduktion nicht nachlassen: „Vor der nächsten Klimakonferenz in Glasgow müssen sich alle Länder noch ehrgeizigere Ziele für die Erfüllung ihrer Pariser Verpflichtungen bis 2030 stecken.“

Auch Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) forderte, dass „wir bei allen nationalen Aufgaben unseren Blick weiten müssen für die vielfältigen globalen Krisen“. Deutschland dürfe „bei allem existentiellen Leid und Einschnitten in unser Alltags- und Wirtschaftsleben“ nicht aus den Augen verlieren, „wie sehr Menschen in anderen Weltregionen auf unsere Hilfe angewiesen sind“.

Der Bundestag lädt nur selten hochrangige ausländische Politiker und andere Persönlichkeiten ein, um vor den Abgeordneten im Plenarsaal zu sprechen. Im Anschluss war ein Gespräch zwischen Guterres und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Videokonferenz geplant. Dabei sollte es um Wege zur Bekämpfung der Corona-Pandemie sowie um außen- und sicherheitspolitische Themen gehen. 

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