IAEA-Chef: Bisher keine Anzeichen für Abkehr des Iran von Atominspektionen

Symbolbild: Atom
Symbolbild: Atom

Nach dem tödlichen Anschlag auf den iranischen Atomphysiker Mohsen Fachrisadeh sieht die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bisher keine Anzeichen für eine Abkehr des Iran von den Inspektionen seiner Atomanlagen. „Wir haben keinerlei Hinweis auf eine Drosselung oder Begrenzung ihrer Zusammenarbeit mit uns erhalten“, sagte IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Er habe auch keinen Grund zu der Annahme, „dass dies jetzt der Fall sein wird“.

Als Reaktion auf die Tötung des Atomwissenschaftlers am Freitag war im iranischen Parlament am Sonntag ein Stopp der IAEA-Inspektionen gefordert worden. Dies käme einer weiteren Abkehr des Iran von wichtigen Zusagen innerhalb des 2015 vereinbarten internationalen Atomabkommens gleich. 

Es sei nicht das erste Mal, dass Parlamentarier aus dem Iran „sich in dieser oder ähnlicher Weise geäußert haben“, sagte Grossi. „Wir verstehen die Bedrängnis, aber gleichzeitig ist es klar, dass niemandem, allen voran dem Iran, gedient wäre durch eine Verminderung, Begrenzung oder Unterbrechung der Arbeit, die wir mit ihnen unternehmen“.

Das umfassende Inspektionsregime der IAEA sei „unerlässlich“, wenn die Außenwelt Gewissheit über die Art des iranischen Atomprogramms haben wolle, betonte der 59-Jährige mit Blick auf eine zivile oder militärische Nutzung der Atomkraft im Iran. 

Der Iran war eines der heikelsten Themen für Grossi seit seinem Amtsantritt Anfang Dezember 2019. „Sie haben ein sehr großes Atomprogramm, das bekanntlich eine der größten, wenn nicht die größten Bemühungen in puncto Inspektionen erfordert“, sagte Grossi AFP. „Ohne dieses wäre die Instabilität in der Region weit größer“, fügte er hinzu.

Das internationale Atomabkommen von 2015 sollte sicherstellen, dass der Iran nicht die Fähigkeiten zum Bau einer Atombombe erlangt. US-Präsident Donald Trump kündigte die von ihm als unzulänglich betrachtete Vereinbarung jedoch im Mai 2018 einseitig auf und ließ danach neue Sanktionen gegen Teheran in Kraft setzen. Daraufhin zog sich auch der Iran schrittweise aus dem Abkommen zurück.

Der inzwischen beigesetzte Fachrisadeh war am Freitag bei einem Anschlag in der Nähe von Teheran getötet worden. Er war ein Stellvertreter des Verteidigungsministers und Leiter der Forschungs- und Innovationsabteilung des Verteidigungsministeriums. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte den Wissenschaftler einst als „Vater des iranischen Atomwaffenprogramms“ bezeichnet. Der Iran machte den israelischen Geheimdienst und die Exil-Oppositionsbewegung der Volksmudschahedin für den Anschlag verantwortlich.

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