Im Kampf gegen weiter steigende Fallzahlen hat nun auch der Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca seine weltweit erste Marktzulassung erhalten. Die britische Regierung folgte damit am Mittwoch einer Empfehlung der Arzneimittelbehörde (MHRA), die Auslieferung des Vakzins im Vereinigten Königreich soll am Montag beginnen. Derweil wurde auch in den USA der erste Fall einer Ansteckung mit einer offenbar deutlich ansteckenderen Coronavirus-Variante nachgewiesen.
„Hervorragend, 2020 mit so einem Moment der Hoffnung zu beenden“, schrieb der britische Gesundheitsminister Matt Hancock im Kurzbotschaftendienst Twitter zu der Marktzulassung eines weiteren Corona-Impfstoffs. Premierminister Boris Johnson sprach auf Twitter von einem „Triumph für die britische Wissenschaft“: „Wir werden so viele Menschen wie möglich so schnell wie möglich impfen.“
Den sogenannten Vektorviren-Impfstoff hat AstraZeneca gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt. Vorläufigen Studienergebnissen zufolge hat das Vakzin eine Wirksamkeit von durchschnittlich 70 Prozent, diese lässt sich nach Herstellerangaben durch die Art der Verabreichung aber noch steigern. Eine weitere Studie dazu läuft.
Großbritannien ist Vorreiter bei der Impfung gegen das neuartige Coronavirus. Als erstes westliches Land erteilte es Anfang Dezember eine Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff, der von dem deutschen Unternehmen Biontech zusammen mit seinem US-Partner Pfizer entwickelt wurde.
Trotz der nach bisheriger Datenlage deutlich höheren Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffs von 95 Prozent setzt die britische Regierung vor allem auf das Vakzin von AstraZeneca und hat davon bereits im voraus 100 Millionen Dosen bestellt. Auf diesem Impfstoff ruhen große Hoffnungen, weil er vergleichsweise günstig ist und nicht bei so niedrigen Temperaturen gelagert werden muss wie Konkurrenzprodukte wie beispielsweise das von Biontech/Pfizer.
Großbritannien ist damit das erste Land, in dem der AstraZeneca-Impfstoff eingesetzt werden kann. Mit 2,3 Millionen nachgewiesenen Infektionen und mehr als 71.500 Todesfällen ist es eines der am stärksten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder Europas. Am Dienstag erreichte die Zahl der täglichen Neuinfektionen mit mehr als 53.000 Fällen einen neuen Höchstwert.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Mittwoch in Berlin mit Blick auf den AstraZeneca-Impfstoff, er gehe von „von einer gründlichen und zügigen Bearbeitung eines entsprechenden Antrags auch in der Europäischen Union aus“. Eine Zulassung des Corona-Impfstoffs des US-Konzerns Moderna sei „nächste Woche zu erwarten“.
Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) erklärte, bislang liege ihr kein Zulassungsantrag für den AstraZeneca-Impfstoff vor. Daher sei eine Zulassung noch im Januar „wenig wahrscheinlich“. Die EMA prüfe aber bereits die Forschungsdaten zur Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffs.
AstraZeneca-Chef Pascal Soriot zeigte sich zuversichtlich, dass der Impfstoff auch gegen die Corona-Mutation wirksam sei, die kürzlich in Großbritannien entdeckt wurde und die nach Experteneinschätzungen offenbar deutlich ansteckender ist als die bisher bekannte Variante.
Die EU-Krankheitsbekämpfungsbehörde ECDC in Stockholm hob am Dienstag in einem Bericht hervor, auch wenn es keine Hinweise darauf gebe, dass die neue Virus-Variante schwerere Erkrankungen auslöse als die früheren Varianten, gehe von ihr ein „hohes“ Risiko aus. Schließlich wirke sich eine höhere Übertragbarkeit auf die Zahl der Krankenhauseinlieferungen und Todesfälle aus.
Vereinzelt wurde die Virus-Variante schon in einigen anderen Ländern in Europa, darunter Deutschland, und anderen Erdteilen nachgewiesen. Nun wurde die neue Variante erstmals auch in den USA festgestellt, dem Land mit den höchsten Corona-Fallzahlen weltweit. Der infizierte 20-Jährigen Patienten im Bundesstaat Colorado sei zuvor nicht auf Reisen gewesen, teilte Gouverneur Jared Polis mit. Der Mann wurde isoliert.
Der künftige US-Präsident Joe Biden prangerte am Dienstag Defizite im Vorgehen der scheidenden Regierung bei den Corona-Massenimpfungen an. Zugleich sagte er eine stärkere Mobilisierung ab seinem Amtsantritt am 20. Januar zu.