Landwirte in Niedersachsen und Rheinland-Pfalz haben erneut für faire Erzeugerpreise im Handel demonstriert. Sie blockierten in der Nacht zum Dienstag mit jeweils teils deutlich über hundert Traktoren die Zufahrten zu mehreren Zentrallagern des Discounters Aldi in Niedersachsen – etwa in Lingen, Beverstedt, Weyhe oder Seevetal, wie die Polizei mitteilte. Auch im rheinland-pfälzischen Montabaur versammelten sich Landwirte in der Nacht vor einem Aldi-Zentrallager.
Bereits von Sonntag- bis Montagabend hatten Landwirte ein Zentrallager in Bayern blockiert. Die Demonstrationen verliefen laut Polizei alle friedlich und ohne Zwischenfälle. Die Bauern protestieren wie schon vergangene Woche gegen die nach ihrer Ansicht zu niedrigen Preise, die die großen Discounterketten wie Aldi, Lidl, Penny oder Netto für ihre Produkte zahlen.
Lidl hatte vergangene Woche angekündigt, im kommenden Jahr 50 Millionen Euro zusätzlich an die Initiative Tierwohl zu zahlen – diese unterstützt Bauern finanziell, die ihre Tiere zu Bedingungen halten, die über die gesetzlichen Standards hinausgehen. Bauernvertreter hatten die Zahlung als Trostpflaster kritisiert. Nötig sei vielmehr eine „grundlegende Veränderung in der Zusammenarbeit“, erklärte Bauernpräsident Joachim Rukwied am Freitag.
Am Dienstag schlug Lidl nun eine neutrale Ombudsstelle vor. Sie könnte „zielgerichtet auf Konflikte reagieren“ und die Marktpartner in einen schnellen Austausch bringen, wie der Discounter mitteilte. So könne „viel schneller“ über Lösungen gesprochen werden.
Der Leiter der Lidl-Mutter Schwarz Gruppe, Klaus Gehring, diskutiere aktuell mit Vertretern aus Landwirtschaft und Politik. Am Wochenende etwa habe er mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gesprochen.
In Zeitungsanzeigen erklärte Lidl am Dienstag, die Situation in der Landwirtschaft stelle alle – Landwirte, Verarbeiter, Lebensmittelhändler und Verbraucher – vor „außergewöhnliche Herausforderungen“. Eine zukunftsfähige Landwirtschaft habe eine zentrale Bedeutung „für unser Land und die flächendeckende Versorgung“. Lidl könne die Problematik aber nicht allein lösen. Nötig seien „mutige Schritte seitens der Politik, Verarbeitern und unserer Mitbewerber“.