Nach einem jahrelangen Auf und Ab rund um den Brexit sieht der Chef der Hafenwirtschaftsgemeinschaft Cuxhaven den Hafen für Anfang Januar nun gut gerüstet. Er sei „natürlich gespannt auf den 1. Januar, ob das alles läuft“, sagte Hans-Peter Zint der Nachrichtenagentur AFP. „Aber ich bin überzeugt, dass wir vorbereitet sind.“ Cuxhaven ist anders als etwa Hamburg stark abhängig vom Geschäft mit Großbritannien.
Am Mittwoch unterzeichnete die EU-Führung das mit Großbritannien am 24. Dezember vereinbarte Post-Brexit-Handelsabkommen. Die im Laufe des Tages geplante Abstimmung im britischen Parlament und die Unterschrift durch Premierminister Boris Johnson galten als sicher – dann kann das Abkommen vom 1. Januar an vorläufig angewendet werden.
Großbritannien verlässt damit in der Silvesternacht den EU-Binnenmarkt und die Zollunion. Angefangen hatte die Brexit-Saga mit dem Ja der Briten zum EU-Austritt im Juni 2016. „Ungläubig davorgestanden“ hätten sie am Morgen nach der Volksabstimmung, sagte Zint. „Das hat uns sehr viele Kopfschmerzen bereitet.“ So sei zunächst vollkommen unklar gewesen, was diese Entscheidung für das Geschäft mit der Insel bedeute.
„Der Englandverkehr macht bei uns etwa 80 Prozent des Ladungsumschlags aus“, sagte Zint. Dieser müsse nun ab dem 1. Januar mit Zollformalitäten abgewickelt werden. Dafür seien die Mitarbeiter umfassend geschult worden und er sehe den Nordsee-Hafen gut vorbereitet.
Die vergangenen Jahre und Monate waren nach Zints Erfahrungen von einem ständigen Hin und Her geprägt. „Drei Mal schon“ habe der Hafen einen Anlauf genommen, „ob jetzt nun der Brexit kommt oder nicht“. Jedes Mal seien zusätzliche Ladungsmengen bei ihnen angekommen, dann sei es wieder rückläufig gewesen. Oft hätten sie gedacht: „Meine Güte, hoffentlich bringen sie es jetzt bald mal zum Ende, hoffentlich kommt das bald mal.“
Trotz allem blickt Zint positiv nach vorn und rechnet zudem mit neuen Kunden für Cuxhaven. In drei bis fünf Jahren werde der Brexit verarbeitet und eine alte Geschichte sein, sagte er AFP.