Nach Nawalnys Telefonat mit Attentäter Strafermittlungen gegen Vertraute

MItya Aleshkovskiy / CC BY-SA
MItya Aleshkovskiy / CC BY-SA

Nach dem Fake-Anruf von Alexej Nawalny bei einem seiner mutmaßlichen Attentäter haben die russischen Behörden Strafermittlungen gegen eine Vertraute des Kreml-Kritikers eingeleitet. Wie Nawalnys Mitstreiter Iwan Schdanow am Freitag auf Twitter mitteilte, wird Ljubow Sobol „Hausfriedensbruch“ und „Gewaltandrohung“ vorgeworfen. Sie hatte am Montag versucht, den FSB-Agenten in seiner Wohnung aufzusuchen, der in dem Telefonat eingeräumt hatte, an dem Giftanschlag auf Nawalny beteiligt gewesen zu sein. 

In dem am Montag von Nawalny veröffentlichten 45-minütigen Telefonat, in dem sich der 44-Jährige als Vertreter des russischen Sicherheitsrats ausgab, räumte der mutmaßliche FSB-Agent Konstantin Kudrjawzew den Anschlag ein. In der Aufnahme berichtete Kudrjawzew, das Gift sei an der Innenseite von Nawalnys Unterhose angebracht gewesen.

Nawalny war im August während eines innerrussischen Fluges zusammengebrochen. Zwei Tage später wurde er im Koma liegend zur Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité gebracht. Nach Angaben von drei europäischen Laboren, deren Ergebnisse von der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) bestätigt wurden, wurde Nawalny mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet. Der Kreml bestreitet jede Beteiligung an dem Anschlag.

Sobol war am Montag festgenommen worden, als sie vergeblich an der Tür von Kudrjawzews Wohnung am Moskauer Stadtrand klingelte. Nach einigen Stunden in Polizeigewahrsam wurde sie wieder freigelassen. Nach Angaben Nawalnys wurde die Wohnung der 33-Jährigen und ihrer Familie am Freitagmorgen durchsucht. Von ihr selbst fehlte jede Spur, ihr Handy war ausgeschaltet. Nawalny vermutete, dass sie erneut festgenommen wurde.

Anzeige



Anzeige

Avatar-Foto
Über Redaktion des Nürnberger Blatt 44851 Artikel
Hier schreiben und kuratieren die Redakteure der Redaktion des Nürnberger Blatt