Nur knapp einen Monat nach seiner Eröffnung hat der private türkische Fernsehsender Olay TV seinen Betrieb wieder eingestellt. Der Sender habe in seiner Berichterstattung der oppositionellen HDP-Partei zu nahe gestanden, teilte Eigentümer und Unternehmer Cavit Caglar mit. Chefredakteur Süleyman Sarilar machte dagegen in einem Beitrag vor Sendeschluss am Freitag den Druck der Regierung für die Schließung verantwortlich.
Caglar beschuldigte die Chefredaktion des Senders, der pro-kurdischen Opposition und der HDP zu nahe zu stehen, der die Regierung Verbindungen zu verbotenen kurdischen Organisationen vorwirft. Olay TV war erst am 30. November auf Sendung gegangen und hatte auch pro-kurdische Meinungen verbreitet.
Chefredakteur Sarilar widersprach: Der Sender habe versucht, zu allen Teilen der polarisierten türkischen Gesellschaft gleichermaßen Distanz zu wahren. „Wir sehen jedoch, dass wir mit dieser Art von Berichterstattung nicht weitermachen können“, sagte Sarilar in einer Ansprache vor Sendeschluss. Caglar habe ihm gesagt, er stehe unter enormem Druck der Regierung.
Die Türkei steht international regelmäßig wegen ihrer systematischen Einschränkung der Pressefreiheit in der Kritik. Das Land belegt derzeit den 154. Platz von 180 Ländern auf der Rangliste der Organisation Reporter ohne Grenzen zur Pressefreiheit. Die meisten großen türkischen Medienunternehmen gehören Familienmitgliedern oder Vertrauten von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan.