Papst ruft zur weltweiten Solidarität in der Corona-Krise auf

Symbolbild: Vatikan
Symbolbild: Vatikan

Papst Franziskus hat an Weihnachten zur weltweiten Solidarität in der Corona-Krise aufgerufen. „In diesem historischen Augenblick, der von der ökologischen Krise und von schwerwiegenden wirtschaftlichen Missverhältnissen gekennzeichnet ist, die durch die Pandemie noch verschlimmert wurden, bedürfen wir mehr denn je der Geschwisterlichkeit“, unterstrich der Papst am Freitag in seiner Weihnachtsbotschaft. Wegen der Pandemie wurde seine Botschaft diesmal von der Loggia des Petersdoms nach innen verlegt.

Das Oberhaupt der katholischen Kirche sprach von einer „Geschwisterlichkeit“, die über die Familie, die eigene Volksgruppe, Religion oder Kultur hinausgeht. Diese Solidarität müsse auch „in den Beziehungen zwischen Völkern und Nationen“ gelten. Sie müsse in Zeiten der Pandemie vor allem den Schwächsten, den Kranken und den Arbeitslosen gelten sowie den Frauen, „die in diesen Tagen der Isolation zum Opfer häuslicher Gewalt“ geworden seien.

In diesem Zusammenhang forderte Franziskus erneut einen allgemeinen Zugang zu den Impfungen und Therapien gegen Covid-19. Niemand dürfe zulassen, dass „Nationalismus“ die Menschen daran hindere, als große Familie zu leben, sagte der 84-Jährige. „Wir können auch nicht zulassen, dass das Virus des extremen Individualismus uns überwältigt und uns gleichgültig gegenüber dem Leiden anderer Brüder und Schwestern macht.“

Er appellierte an Staatschefs, Unternehmen und internationale Organisationen, die „Gesetze des Marktes“ und des Wettbewerbs zu ignorieren und gemeinsam daran zu arbeiten, dass alle geimpft werden können – insbesondere „die Schwächsten und Bedürftigsten in allen Teilen der Welt“

Die Solidarität mit den Schwächsten ist eine der Schlüsselforderungen des aus Argentinien stammenden Papstes. Während der Pandemie aber wurde sein Appell noch eindringlicher als sonst – darunter in seiner im Oktober veröffentlichten Enzyklika „Fratelli tutti“ (Alle sind Brüder).

Ausführlich ging Franziskus in seiner Weihnachtsbotschaft auch auf die Spannungen und Konflikte im Nahen Osten und dem östlichen Mittelmeer ein, darunter in Syrien, dem Irak, Libyen und dem Libanon sowie zwischen Israel und den Palästinensern. Er rief zum Dialog in Berg-Karabach und der Ukraine auf sowie zu einem Ende „der Leiden der Bevölkerungen in Burkina Faso, Mali und Niger“ und in weiteren Ländern Afrikas. Den „hohen Preis für den Krieg“ bezahlten vor allem die Kinder, sagte er.

Franziskus erwähnte die Probleme auf dem amerikanischen Kontinent, die sich durch die Pandemie weiter verschärft hätten und erinnerte an die „von Naturkatastrophen heimgesuchten Bevölkerungen in Südostasien“. Der in Myanmar verfolgten muslimischen Minderheit der Rohingya wünschte er, dass „Jesus, der arm unter den Armen geboren wurde, Hoffnung in ihr Leid bringen möge“.

Mit erneutem Blick auf die Pandemie gedachte der Papst zum Schluss der vielen Familien weltweit, die dieses Jahr nicht zusammen feiern können. Für alle möge Weihnachten „der Anlass sein, die Familie als Wiege des Lebens und des Glaubens wiederzuentdecken“.

Anschließend spendete das katholische Kirchenoberhaupt von der Benediktionsaula des Petersdoms aus und ohne den sonst zehntausenden Gläubigen auf dem Petersplatz den feierlichen Papstsegen „Urbi et Orbi“ („Der Stadt und dem Erdkreis“).

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