Die Pflanzenvielfalt in Deutschland hat in den vergangenen Jahrzehnten auf breiter Fläche spürbar abgenommen. Das geht aus einer am Mittwoch vorgestellten großen Untersuchung des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung in Leipzig, des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) sowie weiterer Forschungsinstitute und Naturschutzbehörden hervor. Die mittlere Artenvielfalt je Rasterfeld nahm demnach seit den 1960er Jahren im Schnitt um zwei Prozent pro Jahrzehnt ab.
Das Vorhaben war nach Angaben der beteiligten Experten die bislang umfassendste Auswertung von Pflanzendaten in Deutschland. Dabei teilten sie das Land in etwa fünf mal fünf Kilometer messende Rasterflächen und untersuchten, wie sich die Pflanzenvielfalt im Laufe von 60 Jahren entwickelte. Demnach waren bei mehr als 70 Prozent der über 2000 untersuchten Arten Rückgänge zu verzeichnen.
Das Ausmaß des Rückgangs bei den betroffenen Arten belief sich im Schnitt auf 15 Prozent. Besonders betroffen waren die sogenannten Archäophyten. Das ist der Fachbegriff für Pflanzen, die vor der Ankunft von Christoph Kolumbus in Amerika 1492 von Menschen ins Land gebracht wurden. Darunter fallen große Teile der typischen „Ackerbegleitflora“ wie Saat-Wucherblume und Echter Frauenspiegel.
Die Verfasser der Studie warnten vor negativen Auswirkungen der Entwicklung auf Biodiversität und Ökosysteme. Derartige Verluste könnten wegen der oft komplexen Zusammenhänge „sehr gravierende Auswirkungen“ haben. Sie verwiesen etwa auf Insekten. „Die Ergebnisse haben uns in dieser Deutlichkeit wirklich überrascht. Sie zeichnen ein sehr düsteres Bild“, erläuterte Leitautor David Eichenberg vom Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung.