Das Weihnachtsfest birgt bei vielen Familien auch ohne Pandemie ein hohes Konfliktpotenzial – in diesem Jahr ergeben sich durch die Kontaktbeschränkungen ganz neue Probleme. Um das Weihnachtsfest friedlich über die Bühne zu bringen, empfiehlt der Mediziner und Psychotherapeut Christoph Theiling „radikale Akzeptanz“: „Wir müssen die Tatsache akzeptieren, dass wir dieses Jahr ein anderes Weihnachten haben“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP.
Es könne sein, dass dieses Mal wichtige Familienmitglieder an Weihnachten fehlten. Verletzte Gefühle und Konflikte mit Verwandten ließen sich am besten mit offenen Gesprächen über die Sondersituation vermeiden, sagte Theiling. Dabei solle auch der „fürsorgliche Aspekt“ in den Vordergrund gestellt werden: „Man sollte nicht drum herum reden, sondern frühzeitig und offensiv sagen: ‚Ich will dich schützen'“, empfahl der Psychotherapeut. Das sorge für Verständnis.
Auch im engsten Kreis könne das Thema Corona zu Streit führen. Sollten sich Familienmitglieder als sogenannte Querdenker verstehen, rät der Psychotherapeut dazu, nicht „mit diesen Menschen an Weihnachten zu diskutieren“. Weihnachten sei nicht dazu da, um „solche Thesen“ zu verbreiten. „Wenn jemand völlig unversöhnlich ist, wäre ich vorsichtig, solche Menschen überhaupt einzuladen.“
Einen großen Vorteil bringe das abgespeckte Weihnachtsfest unter Pandemiebedingungen jedoch mit sich: „Alles, was mit organisatorischem Stress zu tun hat, fällt weg“, sagte Theiling. Das entlaste vor allem berufstätige Frauen, an denen immer noch viele Aufgaben hängen blieben.
Für besinnliche Feiertage könne es hilfreich sein, sich kleinere Dinge vorzunehmen, riet der Experte. Etwa, indem man statt einer E-Mail mal wieder einen Brief schreibt oder alte Weihnachtslieder hervorkramt. „In diesem Jahr wird die Latte nicht so hochgelegt“, sagte der Mediziner. Das erspare allen Beteiligten am Ende sogar viel negativen Stress.
Theiling ist Oberarzt des Fachbereichs Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an der LWL-Klinik im nordrhein-westfälischen Lengerich.