Die Corona-Krise hat zahlreiche Unternehmen hart getroffen – dennoch stehen infolge der umfassenden Wirtschaftshilfen am Ende dieses Jahres wohl deutlich weniger Insolvenzen. Wie die Auskunftei Creditreform am Dienstag mitteilte, sinkt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen 2020 voraussichtlich um 13,4 Prozent zum Vorjahr auf 16.300 Fälle. Das ist demnach der niedrigste Stand seit Einführung der Insolvenzordnung im Jahr 1999.
Zwar beantragten größere Unternehmen häufiger Insolvenz: Unter den Firmen mit einem Jahresumsatz zwischen fünf und 25 Millionen Euro stieg die Zahl der Insolvenzverfahren laut Creditreform um gut ein Viertel, bei einem Umsatz über 50 Millionen Euro verdoppelte sie sich sogar. Bei Kleinunternehmen gingen die offiziellen Firmenpleiten demnach aber deutlich zurück – und solche Unternehmen dominierten wie im Vorjahr das Insolvenzgeschehen. In acht von zehn insolventen Unternehmen waren den Angaben zufolge höchstens fünf Menschen beschäftigt.
Finanzhilfen und die ausgesetzte Insolvenzantragspflicht hätten das Insolvenzgeschehen „vom wirklichen Zustand der deutschen Unternehmen entkoppelt“, erklärte Creditreform-Ökonom Patrik-Ludwig Hantzsch. Er kritisierte, dass dadurch zahlreiche Unternehmen weiter bestünden, die eigentlich nicht mehr überlebensfähig seien – unabhängig von der Corona-Krise. „Unternehmen ohne tragbares Geschäftsmodell müssen vom Markt genommen oder von Grund auf saniert werden, damit die deutsche Wirtschaft als Ganzes auch nach Corona wettbewerbsfähig bleibt“, forderte Hantzsch.
„Spürbar erhöht haben sich die Schäden für die Gläubiger von insolventen Unternehmen“, teilte Creditreform weiter mit. Die Auskunftei schätzte die offenen Forderungen im laufenden Jahr auf insgesamt 34 Milliarden Euro; 2019 waren es 23,5 Milliarden Euro gewesen. Auch die Zahl der betroffenen Arbeitnehmer nahm demnach deutlich zu: Von 218.000 Beschäftigten im Vorjahr auf nun 332.000.
Die Zahl der angemeldeten Insolvenzen indes sank auch bei Privatverbrauchern: Den Angaben zufolge verringerte sich die Zahl der Verbraucherinsolvenzen um rund 27 Prozent auf 45.800 Fälle. Creditreform rechnete hier – wie auch bei den Unternehmensinsolvenzen – allerdings mit wieder steigenden Insolvenzzahlen im kommenden Jahr.