Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble hält den Streit um Lockerungen der Corona-Auflagen für Geimpfte für unangebracht. Für ihn berge „eine Vorzugsbehandlung für Geimpfte die Gefahr der Spaltung der Gesellschaft“, sagte er in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ/Donnerstagsausgabe). „Zwischen bereits Geimpfte und Nicht-Geimpfte dürfen wir keinen Keil treiben“, mahnte Schäuble.
„Jetzt ist jedenfalls nicht der richtige Zeitpunkt, um über Privilegien für die ersten Geimpften zu streiten, dazu wissen wir noch zu wenig über Dauer und Umfang der Impfwirkung.“ Das Tempo bei der Impfstoffentwicklung sei jedoch „absolut beeindruckend“, „daher können wir auch hoffen, dass es bei der Produktion noch schneller gehen wird“, sagte der CDU-Politiker.
Dass absehbar noch zu wenig Impfstoff für alle da sei, „wird natürlich eine große Geduldsprobe, gerade für jene, die das Virus persönlich fürchten“, sagte Schäuble weiter. Aber es sei „zum Besten aller, wenn wir nicht nur uns selbst sehen“, appellierte er weiter.
Der Kandidat für den CDU-Vorsitz, Friedrich Merz, hingegen spricht sich dafür aus, Corona-Geimpften größere Freiheitsrechte in der Pandemie zu gewähren. Man könne einer immer größer werdenden Bevölkerungsgruppe von Geimpften, Gesunden und Genesenen „nicht pauschal die Grundrechte vorenthalten, weil eine immer kleinere Gruppe nach wie vor durch das Virus gefährdet ist“, sagte Merz den Zeitungen der Funke Mediengruppe. „Es ist daher keine Diskriminierung, denen die Freizügigkeit zurückzugeben, die sich selbst und andere nicht mehr gefährden.“ Das gehe entweder durch den Nachweis einer Impfung oder einen Negativtest.
Dadurch werde auch eine faktische Impfpflicht ausgeschlossen, „die wir alle nicht wollen“, sagte Merz weiter. „Aber diejenigen, die sich bewusst gegen eine Impfung entscheiden, müssen akzeptieren, dass sie, solange dieses Infektionsrisiko besteht, zumindest einen Schnelltest machen müssen, bevor sie zum Beispiel in ein Konzert oder ein Fußballstadion gehen.“