Sozialverband warnt vor weiter zunehmender Einsamkeit in Corona-Krise

Einsamkeit
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Der Sozialverband Deutschland hat vor den Folgen zunehmender Einsamkeit durch die Corona-Krise gewarnt. Die Pandemie lege „grundlegende Systemfehler und langjährige Fehlentwicklungen“ in den Sozialsystemen „wie in einem Brennglas“ offen, erklärte Vizepräsidentin Ursula Engelen-Kefer am Donnerstag zur Vorstellung eines Gutachtens zum Thema in Berlin. Sie verwies dabei unter anderem speziell auf die Folgen von Kontaktbeschränkungen in Pflegeheimen oder für chronisch Kranke.

Auch Langzeitarbeitslose, sehr alte Menschen, von Armut Betroffene und viele Alleinerziehende seien besonders von sozialer Isolation bedroht, fügte Engelen-Kefer hinzu. Die deutsche Gesellschaft sei in dieser Hinsicht schon vor der Corona-Krise tief gespalten gewesen.

Die an dem Gutachten beteiligten Experten warnten zugleich vor den Folgen der Corona-Eindämmungsmaßnahmen für junge Menschen. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene litten durch Kontaktbeschränkungen besonders, erklärte die Expertin Claudia Neu von den Universitäten Göttingen und Kassel. Allgemein wirke sich außerdem die Schließung von Bildungseinrichtungen und anderen wichtigen „Begegnungsorten“ wie etwa Schwimmbädern, Vereinsheimen und Sportstadien sehr negativ aus.

Besonders gravierend ist das Problem der Einsamkeit nach Einschätzung der Wissenschaftler in ländlich geprägten Regionen. Dort gebe es oft kein ausgebautes barrierefreies Nahverkehrsnetz sowie nur wenige Kultureinrichtungen und „soziale Begegnungsorte“. In diesem Punkt werde die Frage gleichwertiger Lebensverhältnisse in Deutschland „sehr konkret“. Dort fehlten Gelegenheiten für menschliche Kontakte.

Der Sozialverband forderte zugleich mehr Geld für Maßnahmen, die soziale Teilhabe besonders einsamkeitsbedrohter Menschen ermöglichen. Die Kommunen müssten beim Aufbau der entsprechenden Infrastruktur unterstützt werden, forderte Engelen-Kefer.

In ihrem Gutachten zitierten die Autoren unter anderem auch aus früheren Erhebungen, wonach sich jeder fünfte Mensch in Deutschland nicht mehr zu Gesellschaft zugehörig fühlt. Eigene Befragungen erfolgten für die Analyse nicht. Sie fasst vielmehr den Erkenntnisstand zusammen und ordnet die aktuellen Entwicklungen ein.

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