Entscheidender Schlüssel“ zum Sieg über die Corona-Pandemie: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die am Sonntag startenden Impfungen gegen das Virus zur Chance für eine Rückkehr zum normalen Leben erklärt. In den Bundesländern trafen die ersten Impfdosen ein, viele Landesregierungen sprachen von einem „Tag der Hoffnung“. Jedoch wurde auch Kritik an der Organisation der Impfkampagne laut. Der Deutsche Städtetag warnte vor zu hohen Erwartungen an den Impfstart.
„Diese Nachricht sollte uns Mut machen“, sagte Spahn in Berlin und bezog sich auf den nach und nach eintreffenden Impfstoff gegen Corona in Deutschland. Bis zum Jahresende sollen 1,3 Millionen Dosen Impfstoff zur Verfügung stehen, mit dem ab Sonntag zuerst Bewohner und Personal in Alten- und Pflegeheimen geimpft werden sollen.
Dieses Vorgehen bedeute auch, dass sich die „Jüngeren und Gesünderen noch gedulden müssen“, sagte Spahn weiter. Diese müssten auch weiterhin ihre Kontakte reduzieren und die Hygieneregeln einhalten. Er betonte zudem, dass das Impfen „ein Angebot“ sei. Es sei kostenlos und bleibe freiwillig. Dennoch sei das Ziel, so viele Menschen wie möglich zu impfen.
In den Bundesländern traf der erste Impfstoff am Samstagmorgen nach und nach ein. In Bayern twitterte Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der nun vorliegende Impfstoff, zunächst rund 10.000 Dosen, „macht Hoffnung“ – zugleich bat er um Geduld, da die bestellten Mengen erst nach und nach ankämen.
In Berlin sprach Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) ebenfalls von einem „Tag der Hoffnung“. Die Bundeshauptstadt erreichten am Vormittag ebenfalls knapp 10.000 Dosen. In Brandenburg kamen die ersten Lieferungen bereits am Morgen an.
In Nordrhein-Westfalen zeigte sich Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) ebenfalls voller Hoffnung. Er schrieb auf Twitter, es sei „gut, dass jetzt in ganz Europa zeitgleich geimpft werden kann und jede Form von Impfstoffnationalismus verhindert wurde“.
Dieses Vorgehen verteidigte auch Spahn und sprach von einem „hoffnungsvollen Tag für Europa“. Bewusst sei entschieden worden, beim Impfen europäisch vorzugehen und keinen nationalen Alleingang mit einer Notzulassung wie in anderen Ländern zu wählen, sagte er.
In diese Richtung jedoch zielte Kritik etwa von FDP-Fraktionsvize Michael Theurer. Er sagte AFP, während der in Deutschland hergestellte Impfstoff „längst Leben in den USA und Großbritannien rettet“, müsse ganz Europa noch bis Sonntag warten. Die Grünen-Abgeordnete Kordula Schulz-Asche sprach von einem „Durcheinander der Stimmen von Bundes- und Landesregierungen“.
Auch Patientenschützer Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz, beklagte einen „Flickenteppich“. Bei der Kontaktaufnahme, der Nutzung von Hotlines oder der Benachrichtigung der Bürger gehe jedes Bundesland seinen eigenen Weg. Das sei fatal.
Städtetagspräsident Burkhard Jung sagte hingegen den Zeitungen der Funke Mediengruppe, die Städte seien „sehr erleichtert, dass jetzt mit den Impfungen begonnen werden kann“. Damit sei ein Anfang gemacht, jedoch sei der „Spuk mit dem gefährlichen Coronavirus“ noch nicht vorbei. Die Infektionslage sei aktuell weiterhin besorgniserregend.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) vermeldete am Samstagmorgen innerhalb eines Tages knapp 14.500 Neuinfektionen – allerdings ist diese Zahl beeinflusst von weniger Tests und Meldungen der Gesundheitsämter während der Feiertage.