Spahn schlägt Corona-Selbsttests an Schulen und Kitas vor

Corona-Schnelltest
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Lehrer und Erzieher sollen sich nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) künftig auch selbst auf das Corona-Virus testen dürfen: „Kitas und Schulen beziehungsweise ihre Träger können von Freitag an eigenständig Schnelltests beziehen und nutzen“, sagte Spahn den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Donnerstag. Dies bedeute, dass Lehrerinnen und Lehrer „sich regelmäßig selbst testen dürfen“.

Spahn kündigte dazu eine neue Verordnung für diesen Freitag an. Ziel sei es, die Pädagogen ebenso wie die Kinder und Jugendlichen besser vor Infektionen zu schützen.

Bislang dürfen Antigen-Schnelltests nur von medizinisch geschultem Personal durchgeführt werden. Neben den Selbsttests soll es auch möglich sein, dass Schulträger bei Bedarf mit geschultem Personal Tests vor Ort durchführen. In den vergangenen vier Wochen habe es wöchentlich rund 64 Corona-Ausbrüche an Schulen gegeben, hieß es.

Massive Warnungen vor Selbsttests kamen allerdings vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte und von der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. „Die Sensitivität sämtlicher Corona-Tests hängt ganz entscheidend von der Qualität der Abstrichentnahme ab“, erklärten die Präsidenten der beiden Verbände. „Unsachgemäß durchgeführte Testungen durch Laienhände bergen das Risiko falsch-negativer Testergebnisse“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.

„Getestete Personen mit einem falsch-negativen Testergebnis erhöhen das Risiko der Ausbreitung des Corona-Virus. Wenn sich jemand in Sicherheit wähnt, nicht infiziert zu sein, verhält er sich in der Regel unvorsichtiger als vor dem Test. Genau dies kann zu gefährlichen Clusterbildungen und Super-Spreader-Ereignissen führen“, warnten die HNO-Ärzte weiter.

Wenn schon Laien für Abstrichentnahmen eingesetzt werden sollten, müssten diese zumindest zuvor „durch sachkundige Ärzte intensivst geschult werden“, drängten die Ärzte. Sinnvoller als Selbsttests sei es jedoch, Schulen so auszustatten, dass Hygiene-Konzepte dort überhaupt eingehalten werden könnten.

Vorbehalte äußerte auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE). Hier würden von der Politik Erwartungen geweckt, „die von den Schulen nicht eingelöst werden können, weil die notwendigen Ressourcen schlicht nicht vorhanden sind“, erklärte der Verbandsvorsitzende Udo Beckmann.

Voraussetzung sei zumindest eine flächendeckende Ausstattung der Schulen mit Gesundheitsfachkräften, die über eine Ausbildung in Krankenpflege verfügen müssten. Der VBE wandte sich zudem strikt dagegen, dass womöglich Lehrkräfte ohne Fachausbildung Tests an Schülerinnen und Schülern vornehmen sollten.

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