Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht seine Partei in einer anhaltenden Krise. „Die Grundprobleme sind unter der Oberfläche noch weiterhin da“, sagte Spahn in einem Interview mit dem „Stern“. Diese Krise habe sich kürzlich auch im Streit der Vorsitzkandidaten über die Verschiebung des Parteitags gezeigt. Da „brach vieles wieder auf“, sagte Spahn. „Der Streit, die Emotionen – wir waren kurzzeitig wieder wie die SPD.“
Spahn bekräftigte in dem Interview, dass er nicht alleine für einen Spitzenposten antreten wolle, „sondern im Team mit Armin Laschet“. Es gehe um den Erfolg und den Zusammenhalt der Partei: „Uns hilft ja nicht, einen Kandidaten zu bestimmen, der dann nicht Kanzler wird, weil wir heillos zerstritten sind“, sagte Spahn.
Die CDU dürfe sich von den aktuellen Umfragen nicht täuschen lassen, denn noch Anfang des Jahres „herrschte bei uns eine zerstörerische Diskussionskultur wie in der SPD“, sagte der Gesundheitsminister. „Wir haben uns zu oft mit uns selbst beschäftigt, den Blick für den politischen Gegner verloren und vergessen, was viele Bürgerinnen und Bürger bewegt.“
Der „Stern“ führte das Interview gemeinsam mit Spahn und der früheren Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU). Süssmuth äußerte Sympathien für eine Doppelspitze in der CDU. Dieses „Paardenken“ sei ein Beispiel „für neues Denken und Handeln“ in der Partei und fördere den Gedanken der „Zweisamkeit in der Politik“, sagte sie.
Süssmuth hält Spahn auch für einen möglichen Kanzlerkandidaten der Union. An „männlichem und weiblichem Potenzial“ fehle es in der CDU nicht – „auch Jens Spahn gehört dazu.“ Süssmuth wollte sich allerdings nicht offiziell für Laschet und Spahn aussprechen und verwies auf die Frauenunion, die sich auf einen Zeitpunkt verständigt habe, wann sie ihren Wunschkandidaten nennen wolle.