Der Sohn des gewählten US-Präsidenten Joe Biden, Hunter, ist ins Visier von Steuerermittlern geraten. In einer von Bidens Übergangsteam veröffentlichten Erklärung gab Hunter Biden am Mittwoch an, die Staatsanwaltschaft habe seine Anwälte am Vortag über Ermittlungen über seine „Steuerangelegenheiten“ informiert.
„Ich nehme diese Sache sehr ernst, aber ich bin zuversichtlich, dass eine professionelle und objektive Überprüfung dieser Angelegenheiten zeigen wird, dass ich meine Angelegenheiten legal und angemessen gehandhabt habe, unter anderem mit Hilfe professioneller Steuerberater“, erklärte der 50-Jährige. Die Ermittlungen werden demnach von Bundesanwälten im Bundesstaat Delaware geleitet, wo die Familie Biden lebt.
Der gewählte Präsident ließ über sein Übergangsteam erklären, er sei „stolz“ auf seinen Sohn, der sich durch „schwierige Herausforderungen gekämpft habe“ – einschließlich „boshafter persönlicher Attacken in den vergangenen Monaten“ – aus denen er „gestärkt“ hervorgegangen sei. Im Präsidentschaftswahlkampf hatten vermeintliche Enthüllungen über Geschäftsaktivitäten von Hunter Biden in der Ukraine und in China für Schlagzeilen gesorgt.
Im Fokus stand dabei Hunter Bidens früheres hochdotiertes Engagement beim ukrainischen Gasunternehmen Burisma. Sein Einstieg in den Verwaltungsrat des Konzerns im Jahr 2014 war umstritten, weil sein Vater damals Vizepräsident unter Präsident Barack Obama und dabei für die Ukraine-Politik der USA zuständig war.
US-Präsident Donald Trump warf den Bidens deswegen immer wieder Korruption vor, was diese entschieden zurückwiesen. Auch eine im September veröffentlichte Untersuchung von Trumps Republikanern im Senat fand keine Hinweise auf eine unangemessene Einflussnahme durch den früheren Vizepräsidenten.
Mitte Oktober – weniger als einen Monat vor der Präsidentschaftswahl vom 3. November – veröffentlichte das konservative Boulevardblatt „New York Post“ dann neue Vorwürfe. Das Blatt erlangte nach eigenen Angaben Zugriff auf Daten von einem einst von Hunter Biden genutzten Laptop, der bei einem Reparaturladen abgegeben und dann nicht mehr abgeholt worden sein soll. E-Mails sollen zeigen, dass Hunter Biden 2015 für seine Geschäfte in der Ukraine die Position seines Vaters nutzte.
Der „New York Post“-Bericht stieß rasch auf großes Misstrauen. Die Zeitung hatte unter anderem erklärt, über Trumps Privatanwalt Rudy Giuliani an die Daten gekommen zu sein. Giuliani hatte in der Ukraine nach belastendem Material gegen Biden gesucht und dabei unter anderem wiederholt einen Politiker getroffen, der von den US-Behörden als Agent für Russland eingestuft wird.
Hunter Bidens Geschäftsaktivitäten für Burisma waren bereits im vergangenen Jahr Ausgangspunkt der Ukraine-Affäre gewesen, die zu einem Amtsenthebungsverfahren gegen Trump geführt hatte. Trump hatte im Juni 2019 in einem Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf Korruptionsermittlungen gegen die Bidens und Burisma gedrungen.
Als der Inhalt des Telefonats ans Licht kam, warfen die oppositionellen Demokraten dem Präsidenten vor, sein Amt für Wahlkampfzwecke missbraucht zu haben, und brachten das Impeachment auf den Weg. In dem von Trumps Republikanern dominierten Senat wurde der Präsident dann aber im vergangenen Februar vom Vorwurf des Machtmissbrauchs freigesprochen.
Hunter Biden ist der zweite Sohn des gewählten Präsidenten. Sein älterer Bruder Beau war 2015 an den Folgen eines Gehirntumors gestorben. Hunter Biden hatte in der Vergangenheit mit Drogenproblemen zu kämpfen, was unter anderem bei einer TV-Präsidentschaftsdebatte zwischen Biden und Trump vor der Wahl thematisiert wurde.