Die türkische Zentralbank hat den Leitzins um weitere zwei Punkte auf 17 Prozent angehoben. Der Schritt ziele darauf ab, die fortschreitende Inflation in der Türkei einzudämmen, teilte der Geldpolitik-Ausschuss der Zentralbank am Donnerstag in Ankara mit. Die Inflationsrate in der Türkei dürfte nach Einschätzung der Zentralbank bis Jahresende 14 Prozent überschreiten. Bis Ende kommendes Jahres soll die Inflationsrate auf 9,4 Prozent zurückgefahren werden.
Nach der Leitzins-Anhebung gewann die türkische Lira gegenüber dem Dollar leicht an Wert: Der Wechselkurs betrug am Mittag 7,6 Lira für einen Dollar. Die erneute Zinsanhebung gebe den Investoren Sicherheit, dass die Hinwendung zur traditionellen Geldmarktpolitik Bestand habe, kommentierte der Analyst Jason Tuvey von Capital Economics. Damit habe die Zentralbank vorerst genug getan, so dass damit zu rechnen sei, dass der Leitzins nun mindestens ein halbes Jahr lang stabil bleibe.
Es war bereits die zweite Anhebung des Leitzinses seit der Amtsübernahme des Zentralbankchefs Naci Agbal Anfang November. Bereits in der ersten von dem früheren Finanzminister geleiteten Sitzung im selben Monat war der Leitzins um 4,75 Punkte auf 15 Prozent angehoben worden. Ein solcher Schritt war seit Monaten gefordert worden, um die hohe Inflation zu bremsen.
Agbals Vorgänger Murat Uysal war vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan entlassen worden war. Einen Tag danach trat Finanzminister Berat Albayrak zurück, der Schwiegersohn Erdogans.
Unter der alten Führung hatte die Zentralbank Forderungen nach einer Leitzins-Erhöhung ignoriert. Stattdessen senkte sie den Leitzins mehrfach auf Druck von Erdogan. Dieser bezeichnete Zinserhöhungen wiederholt als „Vater und Mutter allen Übels“. Nach dem Austausch von Zentralbankchef und Finanzminister versprach Erdogan dann allerdings eine „neue Ära“ – auch wenn dies eine „bittere Pille“ sei.