US-Generalstabschef Mark Milley hat in Katar Vertreter der radikalislamischen Taliban getroffen und sie zu einer „Reduzierung“ der Gewalt in Afghanistan gedrängt. Milley traf die Taliban-Unterhändler diese Woche in Katars Hauptstadt Doha, wie eine Pentagon-Sprecherin am Donnerstag mitteilte. Der oberste US-General, der bereits in der Vergangenheit Taliban-Vertreter getroffen hatte, warb dabei auch dafür, Gespräche für eine politische Lösung des Afghanistan-Konflikts zu beschleunigen.
Milley traf im Verlauf der Woche zudem in Kabul den afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani, wie das Pentagon mitteilte. Die Gespräche erfolgen inmitten der Bemühungen des scheidenden US-Präsidenten Donald Trump, den Truppenabzug aus dem Bürgerkriegsland zu beschleunigen. Das US-Verteidigungsministerium hatte Mitte November erklärt, bis zum 15. Januar solle die Zahl der in Afghanistan stationierten US-Soldaten von rund 4500 auf 2500 gesenkt werden.
Die US-Regierung hatte im Februar ein Abkommen mit den Taliban geschlossen. Die USA sagten einen vollständigen Truppenabzug bis Mitte 2021 zu, im Gegenzug gaben die Taliban Sicherheitsgarantien ab. Im September begannen dann in Doha Friedensverhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban. In inhaltlichen Fragen sind bislang aber keine Fortschritte erzielt worden.
Beobachter fürchten, dass eine deutliche Reduzierung der US-Truppen in Afghanistan letztlich die Taliban stärken könnte. Der längste Krieg der US-Geschichte dürfte auch dem künftigen US-Präsidenten Joe Biden, der am 20. Januar vereidigt wird, noch Kopfschmerzen bereiten.