Die Gewerkschaft Verdi hat laut einem Medienbericht ein Verteilzentrum des Konzerns Amazon in Bayern als Corona-„Hotspot“ bezeichnet. Am Standort Graben bei Augsburg seien etwa 300 Menschen infiziert, berichtet die „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstagsausgabe) unter Berufung auf Verdi. Laut Unternehmensquellen seien es aber nur um die 30. Den Gesundheitsämtern falle jedoch nicht sofort auf, dass Amazon ein „Hotspot ist“, sagte Gewerkschaftssekretärin Sylwia Lech der Zeitung. Auch in Koblenz gebe es mehr Fälle, als der US-Konzern einräume.
Ein Konzernsprecher widersprach dem Blatt zufolge: „Dieses Niveau der bewussten Täuschung der Öffentlichkeit mit falschen Zahlen zu unserem Standort in Graben bei Augsburg haben wir noch nicht gesehen.“
Verdi hingegen begründet laut dem Bericht die weitaus höhere Schätzung mit dem großen Einzugskreis des Standortes und der damit womöglich verbundenen Dunkelziffer an Infizierten. Ein Sprecher des Gesundheitsamts des Landkreises Augsburg sagte dem Bericht zufolge, das Amt habe nur gesicherte Informationen über Betroffene, die im Landkreis leben.
Amazon habe eingeräumt, dass bis vor Kurzem in Koblenz zwei Wochen lang die Nachtschicht ausgefallen sei und 400 Mitarbeiter in Quarantäne waren, heißt es in dem Bericht. Nach Angaben von Verdi sei die Zahl der Infizierten aber weiterhin hoch. „Vor kurzem waren noch 63 Mitarbeiter infiziert und 140 in Quarantäne“, sagte Gewerkschaftssekretärin Monika Di Silvestre der Zeitung. Sie schließe zumindest nicht aus, dass Koblenz weiter ein versteckter Hotspot sein könnte. Von derzeit 2800 Mitarbeitern seien nur 800 getestet worden.