Vertraute von Kreml-Kritiker Nawalny in Untersuchungshaft

Symbolbild: Gefängnis
Symbolbild: Gefängnis

Nach dem Telefonat von Alexej Nawalny mit einem seiner mutmaßlichen Attentäter ist eine Verbündete des Kreml-Kritikers in Russland in Untersuchungshaft genommen worden. Nach der Einleitung von Strafermittlungen sei Ljubow Sobol am Freitag zunächst als Zeugin gehört worden, bevor sie formell beschuldigt und für 48 Stunden in Untersuchungshaft genommen worden sei, teilte Iwan Schdanow, ein Mitarbeiter Nawalnys, am Abend mit. 

Sobol werde „Hausfriedensbruch“ unter „Anwendung oder Androhung von Gewalt“ vorgeworfen, erklärte Schdanow am Freitagmorgen im Kurzbotschaftendienst Twitter. Sobol hatte am Montag versucht, den FSB-Agenten in seiner Wohnung aufzusuchen, der in dem Telefonat mit Nawalny eingeräumt hatte, an dem Giftanschlag auf ihn beteiligt gewesen zu sein. 

„Ljubow Sobol wird jetzt offiziell verdächtigt im Rahmen dieser Ermittlungen, ihr Status hat sich geändert“, erklärte Schdanow auf Twitter. Sobols Anwalt Wladimir Woronin bestätigte die Informationen, ohne nähere Angaben zu machen. Der Nawalny-Vertrauten drohen zwei Jahre Haft.

In dem am Montag von Nawalny veröffentlichten 45-minütigen Telefonat, in dem sich der 44-Jährige als Vertreter des russischen Sicherheitsrats ausgab, räumte der mutmaßliche FSB-Agent Konstantin Kudrjawzew den Anschlag ein. In der Aufnahme berichtete Kudrjawzew, das Gift sei an der Innenseite von Nawalnys Unterhose angebracht gewesen.

Nawalny war im August während eines innerrussischen Fluges zusammengebrochen. Zwei Tage später wurde er im Koma liegend zur Behandlung in die Berliner Universitätsklinik Charité gebracht. Nach Angaben von drei europäischen Laboren, deren Ergebnisse von der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) bestätigt wurden, wurde Nawalny mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet. Der Kreml bestreitet jede Beteiligung an dem Anschlag.

Die 33-jährige Sobol war am Montag festgenommen worden, als sie vergeblich an der Tür von Kudrjawzews Wohnung am Moskauer Stadtrand klingelte. Nach einigen Stunden in Polizeigewahrsam wurde sie wieder freigelassen. 

Am Freitagmorgen wurde sie von der Polizei in ihrer Moskauer Wohnung festgenommen, die auch durchsucht wurde. Aufnahmen einer Überwachungskamera vor der Wohnung zeigten maskierte Männer in Uniform auf dem Treppenabsatz, bis diese die Linse zuklebten. Einer von ihnen trug eine Brechstange.

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