Vertuschungsvorwürfe in Missbrauchsfall gegen Kölner Kardinal Woelki

Rainer Maria Woelki - Bild: Erzbistum Köln/Diart, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Rainer Maria Woelki - Bild: Erzbistum Köln/Diart, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki werden Vertuschungsvorwürfe erhoben. Woelki soll 2015 als Erzbischof einen schweren sexuellen Missbrauch durch einen Düsseldorfer Priester pflichtwidrig nicht nach Rom gemeldet haben, wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Donnerstag berichtete. Die Vorwürfe betreffen demnach auch Woelkis Vorgänger, den verstorbenen Kardinal Joachim Meisner.

Woelki soll dem Bericht zufolge 2015 verfügt haben, dass den Missbrauchsvorwürfen gegen den Pfarrer nicht weiter nachgegangen, keine kirchenrechtliche Voruntersuchung eingeleitet und der Fall nicht nach Rom gemeldet werde. Woelki kannte den mittlerweile verstorbenen Priester dem Bericht zufolge seit seiner eigenen Ausbildungszeit persönlich. Bei dem Missbrauch soll es sich um eine Tat an einem Jungen im Kindergartenalter in den 70er Jahren gehandelt haben.

Das Erzbistum erklärte dem „Stadt-Anzeiger“, Woelki habe versucht, den konkreten Tatvorwurf recherchieren zu lassen. Der sehr verschlechterte Gesundheitszustand des Pfarrers und die Entscheidung des Opfers, nicht an der Aufklärung mitwirken zu wollen, hätten die Einleitung einer kanonischen Voruntersuchung unmöglich gemacht.

Der Tübinger Kirchenrechtler Bernhard Anuth sagte dem Blatt allerdings, das Kirchenrecht biete keinen solchen Ermessensspielraum. Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller sagte, so, wie das Erzbistum selbst die Abläufe und Entscheidungen Woelkis darstelle, habe es sich um eine „unentschuldbare Verfehlung im Amt“ gehandelt.

Kürzlich war bekannt geworden, dass Woelki seinen Rücktritt für den Fall angekündigt hatte, dass ihm nachgewiesen werde, dass er an Vertuschungen beteiligt war. Im Erzbistum Köln sorgt der Missbrauchsskandal der katholischen Kirche seit einigen Wochen wieder für heftige Debatten.

Woelki hält seit längerem die Veröffentlichung einer Studie zum Umgang der Verantwortlichen im Bistum mit Missbrauchsfällen zurück. Durchgesickert sind in der Studie erhobene Vertuschungsvorwürfe gegen den früheren Kölner Personalchef und jetzigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße.

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