Vier Bahnunternehmen vereinbaren Kooperation für neue Nachtzüge in Europa

Symbolbild: Nostalgischer Nachtzug
Symbolbild: Nostalgischer Nachtzug

Der Nachtzug soll wieder eine Alternative für den Fernverkehr durch Europa werden: Die Deutsche Bahn und die staatlichen Bahngesellschaften SNCF in Frankreich, ÖBB in Österreich und SBB in der Schweiz wollen in den kommenden Jahren mehrere neue Nachtzugverbindungen zwischen den Ländern schaffen. Am Dienstag unterzeichneten die Chefs der vier Unternehmen eine Absichtserklärung für den gemeinsamen Netzausbau und bessere europäische Verbindungen.

Demnach sollen bis Dezember 2021 neue Nachtzuglinien von Wien über München nach Paris sowie von Zürich über Köln nach Amsterdam den Anfang machen. Bis Ende 2023 sollen Berlin und Brüssel an das Netz angeschlossen werden. Von Zürich aus sollen außerdem bis 2022 auch Rom sowie bis 2024 Barcelona erreichbar sein, wie die Deutsche Bahn mitteilte. 

Der Konzern lobte die „stärkere Zusammenarbeit auf allen Ebenen“ als „Schlüssel zu einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Mobilität“. „Wenn jede Bahn ‚ein bisschen Nachtzug‘ machen würde, wäre niemandem geholfen“, erklärte DB-Chef Richard Lutz. Stattdessen sehe das gemeinsame Projekt eine klare Arbeitsteilung vor.

Die Bahn und Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sehen das TEE 2.0 getaufte Projekt als eine Art Wiederbelebung des namensgebenden Trans-Europ-Express, dessen Züge einst jahrzehntelang durch Westeuropa fuhren. Das Vorhaben soll insbesondere bereits bestehende Zugverbindungen besser miteinander verknüpfen. Bei anderen Strecken ist laut Scheuer noch neue Infrastruktur nötig – wie beispielsweise der Fehmarnbelttunnel. 

Der Verkehrsminister werde sich „daran messen lassen müssen“, ob sich die ersten der angekündigten neuen Nachtzüge „in einem Jahr buchen lassen“, erklärte der bahnpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Matthias Gastel. Eine reine Absichtserklärung garantiere kein dauerhaftes Streckennetz zwischen den europäischen Metropolen. Es müsse noch geklärt werden, „wo solche Angebote koordiniert werden, ob es dazu Vergabeverfahren bedarf und wer sicherstellt, dass es einfache Buchungsmöglichkeiten und Tickets zu Preisen unter denen der Airlines gibt“.

„Erfreulich ist aber, dass nun die Kooperation statt der Konkurrenz der Bahnunternehmen beschworen wird“, erklärte die bahnpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Sabine Leidig. Der Verband Mofair, der private Wettbewerber der Deutschen Bahn vertritt, sieht das anders: Er kritisierte ein „Nachtzugkartell“ der staatlichen Bahnbetreiber und forderte die Einbeziehung in die Planungen. 

„Wenn die etablierten Betreiber bevorzugt behandelt werden und sie sich nicht dem Wettbewerb stellen, werden sie sich wie Monopolisten verhalten“, warnte Mofair-Geschäftsführer Matthias Stoffregen. Das verschlechtere die Situation sowohl für nichtstaatliche Zugbetreiber als auch für die Bahnkunden.

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