Volkswagen-Chef Diess erhält „volle Unterstützung“ des Aufsichtsrats

Herbert Diess - Bild: Matti Blume, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Herbert Diess - Bild: Matti Blume, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Volkswagen-Chef Herbert Diess hat sich im internen Konflikt um die Strategie des Autobauers durchgesetzt. Der Aufsichtsrat sicherte Diess und seinen Umbauplänen auf einer Sitzung am Montagabend „volle Unterstützung“ zu, wie der Konzern mitteilte. Der entsprechende Beschluss erging demnach einstimmig. Eine vorzeitige Vertragsverlängerung für Diess, auf die er laut Medienberichten gedrängt  haben soll, wurde in der offiziellen Mitteilung jedoch nicht erwähnt.

Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Konzernkreise berichtete, soll der 62-jährige die Forderung nach einer Verlängerung seines im April 2023 auslaufenden Vertrags bis Ende 2025 im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung fallen gelassen haben. Der Zeitung zufolge soll auf Diess „massiver Druck aller Beteiligten“ ausgeübt worden sein.

Dafür unterstützt der Aufsichtsrat nun offiziell die von Diess geplante Neuausrichtung des Konzerns auf Elektromobilität und Digitalisierung sowie „die Steigerung von Effizienz und Profitabilität in allen Marken und Konzernteilen“, wie es in der Mitteilung vom Montagabend heißt. „In den kommenden Jahren“ werde Diess die Strategie an der Spitze des Konzernvorstands umsetzen. Der Aufsichtsrat schätze die „Zielstrebigkeit und Hartnäckigkeit“, mit der Diess „den technologischen Wandel, den Beitrag zur Erreichung der Klimaziele, aber auch die wirtschaftlichen Ergebnisse des Unternehmens vorantreibt“, erklärte das Gremium.

Diess hatte das Amt des Vorstandsvorsitzenden im April 2018 unter anderem mit dem Ziel angetreten, bei Volkswagen die Bewältigung des Diesel-Skandals voranzutreiben und die Ära des Elektroantriebs einzuläuten. Neben der Ankündigung weiterer Investitionen in E-Mobilität, Batterietechnologie und Digitalisierung in den kommenden Jahren betonte Diess am Montag, Material- und Fixkosten würden weltweit „substanziell“ reduziert, „um die Zukunftsfähigkeit von Volkswagen sicherzustellen“.

Seine ehrgeizigen Spar- und Umbaupläne hatten in den vergangenen Monaten zu starken Konflikten mit Arbeitnehmervertretern geführt. Nun aber erklärte Konzernbetriebsratschef Bernd Osterloh, zwischen Vorstand, Aufsichtsrat und Belegschaftsvertretern herrsche „absolute Einigkeit über die konsequente Ausrichtung des Konzerns auf unsere strategischen Ziele der Transformation“. Bei der Umsetzung würden sich alle Beteiligten weiterhin „zur Gleichrangigkeit von Wirtschaftlichkeit und Beschäftigungssicherung sowie zur Bedeutung der Ausbildung“ bekennen.

Es sei „gemeinsamer Anspruch“, den notwendigen Personalabbau „über die bewährten Personalinstrumente, insbesondere auch den demographischen Wandel, zu gestalten“, betonte auch der Aufsichtsrat. Vorstand und Betriebsrat würden sich im Frühjahr „auf einen Plan verständigen, um die Fixkosten um fünf Prozent unter Berücksichtigung der bestehenden Programme bis 2023 zu reduzieren“. Die Materialkosten sollen demnach bis 2022 um sieben Prozent gesenkt werden.

Diess‘ Personalvorschläge für seinen Volkswagen-Vorstand segnete der Aufsichtsrat ab: Nachfolger des auf eigenen Wunsch im Juni ausscheidenden Finanzvorstands Frank Witter wird demnach Arno Antlitz, bislang Vorstandsmitglied der Tochter Audi für Finanz und Recht. Antlitz solle sich „vor allem auf weitere Effizienzsteigerungen konzentrieren“, hieß es. 

Auch wird im Konzernvorstand den Angaben zufolge ein eigenes Technik-Ressort geschaffen, das der Chef der Komponentensparte, Thomas Schmall, ab 1. Januar führen wird. Er führt demnach künftig insbesondere „alle Aktivitäten der Group Components, die Vermarktung der Volkswagen Baukästen an Dritte, die Entwicklung und Herstellung von Batteriezellen“ sowie elektrische Ladesysteme. Vorstand für den Bereich Einkauf wird Murat Aksel, der dafür bereits bei Volkswagen Pkw verantwortlich ist und bleibt.

Wie Volkswagen weiter mitteilte, soll der Konzernsitz in Wolfsburg „mittelfristig die richtungsweisende Fabrik für die hochautomatisierte Fertigung von Elektrofahrzeugen werden“. Der Autobauer plant demnach, „das künftig führende“ Elektroauto von Volkswagen Pkw dort zu entwickeln und zu produzieren.

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