Annähernd dreieinhalb Jahre nach dem von Krawallen überschatteten G20-Gipfel in Hamburg hat in der Hansestadt ein weiterer Prozess gegen mutmaßlich beteiligte Protestierer begonnen. Seit Donnerstag müssen sich drei Frauen und zwei Männer im Alter zwischen 19 und 21 Jahren vor dem Landgericht der Hansestadt verantworten, weil sie an einem gewalttätigen Aufmarsch teilgenommen haben sollen. Eigene Gewalttaten werden den jungen Angeklagten nicht zur Last gelegt.
Die Staatsanwaltschaft wirft den zur Tatzeit 16- bis 17-Jährigen vor, die Übergriffe der eigentlichen Krawallmacher durch ihre Teilnahme an dem martialisch wirkenden Marsch der linksextremen Szene derartig unterstützt zu haben, dass sie als deren Mittäter zu betrachten sind. Sie sind deshalb unter anderem wegen schweren Landfriedensbruchs und Angriffs auf Vollstreckungsbeamte angeklagt.
Konkret geht es um einen Aufzug von rund 150 bis 200 weitgehend vermummten und einheitlich schwarz gekleideten Teilnehmern, der sich am Morgen des ersten Gipfeltags in einem Park im Hamburger Westen versammelte und von dort in Richtung Innenstadt zog. Als Baustellenabsperrungen auf eine Straße gezogen und Polizisten mit Steinen beworfen wurden, stoppten weitere Einsatzkräfte den Marsch.
Während des Polizeieinsatzes in einem Gewerbegebiet wurden laut Anklage weitere Steine sowie Pyrotechnik auf Polizisten geworfen, aber keine Beamten verletzt. Zahlreiche Teilnehmer wurden danach festgenommen. Der Prozess findet wegen des Alters der Beschuldigten vor einer Jugendkammer statt und ist nicht öffentlich. Zum Auftakt am Donnerstag wurde einem Gerichtssprecher zufolge lediglich die Anklage verlesen. Der Prozess dauert voraussichtlich bis Februar.
Anfang Juli 2017 hatten sich die Staats- und Regierungschef der G20-Staaten in Hamburg getroffen. Während der Gipfelkonferenz gab es tagelange schwere Ausschreitungen, an denen sich gewaltbereite Linksextremisten aus dem In- und Ausland beteiligten. Dabei wurden zahlreiche Autos angezündet, außerdem wurden Geschäfte geplündert.