145 Beschuldigte in Fall von Freiheitsberaubung in NRW-Behinderteneinrichtung

Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit
Die Justitia - ein Symbol der Rechtsstaatlichkeit

Der Skandal um mutmaßliche Freiheitsberaubungen in einer Behinderteneinrichtung im nordhrein-westfälischen Bad Oeynhausen weitet sich aus: Rund anderthalb Jahre nach Bekanntwerden des Falls wird gegen 145 Beschuldigte wegen des Verdachts auf Freiheitsberaubung und gefährliche Körperverletzung ermittelt, wie die Staatsanwaltschaft Bielefeld am Montag mitteilte. Zu den Tatverdächtigen zählt auch ein ehemaliger Geschäftsbereichsleiter des Standorts der Diakonischen Stiftung Wittekindshof.

Bei weiteren Beschuldigten handelt es sich den Angaben zufolge um Ärzte, Betreuer und Pfleger. Sie sollen Bewohner der Sozialeinrichtung ohne richterlichen Beschluss eingeschlossen sowie auf Stühlen oder Matten fixiert haben. 32 Menschen seien mutmaßlich auf diese Art misshandelt worden.

Der Staatsanwaltschaft zufolge ergaben die Ermittlungen Anhaltspunkte dafür, dass Pfleger „an der Umsetzung von einzelnen freiheitsentziehenden Maßnahmen beteiligt gewesen sind, ohne diese jedoch angeordnet zu haben“. Das erkläre auch die hohe Zahl der Beschuldigten.

In 21 Fällen sollen die Beschuldigten zudem sogenanntes CS-Gas gegen Bewohner der Einrichtung eingesetzt haben. Eine Einzelfallprüfung dazu soll nun Klarheit darüber bringen, ob der Einsatz des Reizgases gegebenenfalls durch Notwehr gerechtfertigt gewesen sei.

Im Herbst 2019 waren sowohl das Gelände des Wittekindshofs in Bad Oeynhausen als auch 26 weitere Objekte durchsucht worden. Der Schwerpunkt lag laut Staatsanwaltschaft in Ostwestfalen-Lippe. Sieben Durchsuchungen fanden außerhalb von NRW statt. Wann die komplexen Ermittlungen abgeschlossen würden, sei noch nicht absehbar.

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