60 Jahre nach dem Ende des Algerien-Krieges setzt Macron auf „symbolische Akte“

Emmanuel Macron - Bild: Michailidis / Shutterstock.com

Der französische Präsident Emmanuel Macron setzt 60 Jahre nach dem Ende des Algerien-Krieges auf „symbolische Akte“, nicht jedoch auf Reue-Bekundungen oder Entschuldigungen. Das kündigte am Mittwoch das Präsidialamt in Paris an, wo der Historiker Benjamin Stora dem Präsidenten am Nachmittag einen Bericht über den Algerien-Krieg (1954-1962) überreichen wollte.

Macron will den Angaben zufolge an drei Gedenkfeiern zum Ende des Algerien-Krieges 1962 teilnehmen – am Tag der französischen Hilfstruppen, der sogenannten Harkis, am 25. September, an der Gedenkfeier zur Niederschlagung einer algerischen Protestkundgebung am 17. Oktober und am Gedenktag zur Unterzeichnung der Verträge von Evian am 19. März 1962.

Macron beauftragte den Neuzeit-Historiker Stora im Juli damit, die Spuren der Kolonisation und des Krieges in Algerien in der kollektiven Erinnerung nachzuzeichnen. Es werde nun darum gehen, der Geschichte „ins Auge zu blicken“ und eine „Erinnerung an die Integration“ zu schaffen, teilte das Präsidialamt in Paris mit. Dabei werde es „nicht um Reue“ und „um Entschuldigungen“ gehen. Zur Begründung verwies der Elysée-Palast auf Storas Anmerkungen, nach denen die Entschuldigungen Japans gegenüber Südkorea und China wegen des Zweiten Weltkrieges keine „Aussöhnung“ ermöglicht hätten.

Stora schlug vor, eine Kommission „Gedenken und Wahrheit“ ins Leben zu rufen, um die Versöhnung auf beiden Seiten des Mittelmeeres voranzutreiben. Das französische Präsidialamt stellte klar, dass Macron seine Rede von 2017 nicht bedaure, als er in der algerischen Hauptstadt Algier die Kolonisation als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ bezeichnet hatte. „Was hätte er sonst sagen sollen?“, hieß es dazu. „Es gibt nicht mehr zu sagen, sondern es gibt viel zu tun.“ Das Schweigen über den Algerien-Krieg müsse gebrochen werden.

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