Armin Laschet: Mit der Bergmannsmarke des Vaters an die CDU-Spitze

Armin Laschet - Bild: CDU/Laurence Chaperon
Armin Laschet - Bild: CDU/Laurence Chaperon

Am Ende seiner Bewerbungsrede lehnte sich Armin Laschet locker ans Rednerpult und zog die Bergmannsmarke seines Vaters aus der Tasche. Als „Glücksbringer“ habe dieser ihm die Marke mitgegeben und ihm gesagt: „Sag‘ den Leuten: Sie können dir vertrauen“, verriet Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident. Die Mehrheit der Delegierten auf dem Digital-Parteitag vertraute ihm dann tatsächlich und wählte ihn am Samstag zum neuen Parteivorsitzenden. 

Obwohl der 59-Jährige vor knapp einem Jahr nach dem angekündigten Rückzug von Annegret Kramp-Karrenbauer vom Parteivorsitz zunächst als klarer Favorit galt, war sein Erfolg alles anderes als selbstverständlich. Das Rennen zwischen ihm und seinen Mitbewerbern Friedrich Merz und Norbert Röttgen galt zuletzt als offen, am Ende setzte er sich in einer Stichwahl gegen den früheren Unionsfraktionschef Merz durch.

Ein Erdrutschsieg war es allerdings nicht: 521 Delegierte votierten für Laschet, 466 für Merz. Im ersten Wahlgang hatte der Ex-Fraktionschef noch fünf Stimmen vor dem NRW-Ministerpräsidenten gelegen. Der frühere Bundesumweltminister Röttgen schied in der ersten Runde aus. 

Der Erfolg Laschets war auch ein Erfolg für den liberalen Flügel der CDU, für den der Rheinländer steht. Offensiv warb er dafür, den Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel fortsetzen zu wollen. In seiner Bewerbungsrede präsentierte er sich als Mann des Ausgleichs.

„Ich höre immer wieder den Satz: Man muss auch polarisieren können“, sagte Laschet. „Ich sage: Nein, das muss man nicht. Polarisieren ist einfach, das kann jeder.“ Er wolle „integrieren, die Gesellschaft zusammenhalten“.

Merz hatte dagegen vor allem auf die Konservativen in der Union gesetzt, die sich womöglich auch einen gewissen Bruch mit der Ära Merkel wünschen. Auf dem Digital-Parteitag empfahl er sich unter anderem damit, notfalls im Streit die politische Auseinandersetzung zu suchen – Merz, der Kämpfer.  

Laschet könnte zudem davon profitiert haben, dass er zusammen mit Gesundheitsminister Jens Spahn im Team antrat. Der laut Umfragen beliebte Minister warb sogar in einer Fragerunde der Delegierten für den NRW-Ministerpräsidenten. „Er lebt Zusammenhalt“, sagte Spahn. Ihm selbst nutzte dieser Auftritt offenbar nicht unbedingt: Bei der Wahl der Stellvertreter wurde er mit dem schlechtesten Ergebnis der fünf Bewerber gewählt.

Als Parteivorsitzender dürfte Laschet zumindest öffentlich nun viel Rückhalt bekommen. Schon vor der Wahl hatten führende Christdemokraten Geschlossenheit gefordert. Laschet muss zwar noch in einer Briefwahl offiziell als neuer Parteichef bestätigt werden. Dies gilt als Formsache. 

Ob Laschet deshalb auch als Kanzlerkandidat der Union bei der Bundestagswahl im Herbst antritt, ist dagegen längst nicht ausgemacht. Die Spitzen von CDU und CSU wollen vermutlich im Frühjahr festlegen, wer für die Union ins Rennen geht. Seit Monaten wird bereits über eine Kandidatur von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder spekuliert.

Abhängen dürfte dies auch davon, wie Laschet und Söder sich in den kommenden Wochen im Kampf gegen die Corona-Pandemie präsentieren. Schließlich hatte der NRW-Ministerpräsident seine Favoritenrolle für den CDU-Vorsitz auch deshalb eingebüßt, weil sein Krisenmanagement manchem gerade anfangs als zu zögerlich galt. 

Der oft unterschätzte Laschet hat nun immerhin ein Etappenziel erreicht. Auch in NRW galt der 59-Jährige lange nicht als Mann für höchste Ämter. So bewarb sich der frühere Journalist und Ex-Geschäftsführer eines Aachener Verlags 2010 noch vergeblich um den Fraktions- und Parteivorsitz  – im Kampf um die Parteispitze unterlag er damals ausgerechnet Röttgen.

Nach dessen Niederlage bei der Landtagswahl 2012 rückte Laschet zum CDU-Landesvorsitzenden und stellvertretenden Bundesvorsitzenden auf. Seit 2017 ist der verheiratete Vater von drei Kindern Ministerpräsident. Nun ist das Kanzleramt zumindest keine Illusion mehr.

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