David gegen Goliath an der Wall Street: Eine Gruppe von Kleinanlegern wagt an der New Yorker Börse den Aufstand gegen die etablierten Finanzakteure und deren Geschäftsmodelle. Sie trieben den Kurs des US-Unternehmens Gamestop in die Höhe, um Hedgefonds zu schaden, die auf fallende Aktienkurse der kriselnden Firma gesetzt hatten.
Wie kam es zum Höhenflug der Gamestop-Aktie?
Gamestop ist eine Einzelhandelskette für Computerspiele. In den vergangenen Jahren geriet das Geschäftsmodell des Unternehmens angesichts der zunehmenden Konkurrenz durch den Online-Handel unter Druck. Die Gamestop-Aktie wurde zum Ziel sogenannter Short-Seller, oftmals sind dies Hedgefonds. Diese leihen sie sich Anteilsscheine, stoßen sie auf dem Markt ab und kaufen sie später zurück. Damit wetten sie auf fallende Kurse – die für sie einen Gewinn bedeuten.
Eine Gruppe von Kleinanlegern machte den Spekulanten nun aber einen dicken Strich durch die Rechnung. Sie kauften massenweise Gamestop-Aktien und trieben den Kurs so in die Höhe. Innerhalb von zwei Wochen legte das Wertpapier um rund 1000 Prozent zu. Dadurch gerieten die Short-Seller unter Druck, die sich gezwungen sahen, die Aktien zurückzukaufen, um ihre Verluste zu begrenzen.
Wer steckt hinter der Aktion?
Die Gegenspieler der Spekulanten organisieren sich vor allem auf der Online-Plattform Reddit. In dem Unterforum „WallStreetBets“ tauschen sich rund 3,6 Millionen Mitglieder über Strategien im Kampf gegen die etablierten Börsenhändler aus.
Für „WallStreetBets“-Gründer Jaime Rogozinski steht die Aktion im Geist der kapitalismuskritischen Bewegung Occupy Wall Street. Was den Aktivisten damals nicht gelungen sei, könnten er und seine Mitstreiter nun mit anderen Mitteln erreichen, sagte Rogozinski. Occupy Wall Street habe das System verurteilt als „ein Spiel, das wir nicht mitspielen können“. Die Gruppe „WallStreetBets“ habe nun einen anderen Weg gefunden, um die Finanzakteure herauszufordern.
Welche Reaktionen rief die Börsenschlacht hervor?
Die Kursrallye rief die US-Regierung auf den Plan. Die Situation werde von Wirtschaftsexperten in Weißen Haus und von Finanzministerin Janet Yellen beobachtet, sagte die Sprecherin von US-Präsident Biden, Jen Psaki. Auch die US-Börsenaufsicht (SEC) erklärte, sie habe das Treiben um die Gamestop-Aktie im Blick. Der frühere SEC-Ermittler Jacob Frenkel forderte ein Einschreiten der Behörde. Eine Option sei, den Handel mit der Aktie für zehn Tage auszusetzen.
Die US-Senatorin Elizabeth Warren verlangte eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte. Diejenigen Spekulanten, die sich nun bestürzt zeigten wegen der Vorgänge rund um die Gamestop-Aktie, hätten die Börse seit Jahren „als ihr persönliches Casino betrachtet, während alle anderen den Preis zahlen mussten“.
Auch der Gründer des US-Elektroautobauers Tesla, Elon Musk, meldete sich zu Wort. Er postete auf Twitter einen Link zu dem „WallStreetBets“-Forum und heizte die Lage damit vermutlich weiter an.