Biontech-Chef: Unternehmen arbeitet mit Hochdruck an Ausweitung von Impfstoff-Produktion

Impfstoff-Herstellung - Bild: SteveAllenPhoto via Twenty20
Impfstoff-Herstellung - Bild: SteveAllenPhoto via Twenty20

Das Mainzer Unternehmen Biontech arbeitet nach eigenen Angaben unter Hochdruck am Aufbau neuer Produktionskapazitäten für den Corona-Impfstoff. „Momentan sieht es nicht rosig aus, es entsteht ein Loch, weil weitere zugelassene Impfstoffe fehlen und wir mit unserem Impfstoff diese Lücke füllen müssen“, sagte Biontech-Chef Ugur Sahin dem „Spiegel“, wie das Magazin am Freitag mitteilte. Deutschland werde aber „genug Impfstoff bekommen“.

Der Mangel an Impfstoff hänge auch mit der Einkaufspolitik der EU zusammen, erklärte Sahin. „Es gab die Annahme, dass noch viele andere Firmen mit Impfstoffen kommen. Offenbar herrschte der Eindruck: Wir kriegen genug, es wird alles nicht so schlimm, und wir haben das unter Kontrolle. Mich hat das gewundert“, sagte der Biontech-Chef. 

Die Idee der EU und anderer Regierungen, sich einen Korb aus verschiedenen Anbietern zusammenzustellen, sei eigentlich durchaus sinnvoll, erklärte Biontech-Chefmedizinerin Özlem Türeci. „Irgendwann stellte sich aber heraus: Viele können gar nicht zeitig liefern. Dann war es erst mal zu spät, woanders umfänglich nachzuordern.“ 

Die USA hatten sich laut „Spiegel“ im Juli 600 Millionen Dosen von Biontech gesichert, doppelt so viele wie die EU, die erst im November den Auftrag vergab. „Der Prozess in Europa lief sicherlich nicht so schnell und geradlinig ab wie mit anderen Ländern“, sagte Sahin. „Auch, weil die Europäische Union nicht direkt autorisiert ist, sondern die Staaten ein Mitspracherecht haben.“ 

Die Produktion nun kurzfristig zu erhöhen sei „alles andere als trivial“: „Es ist ja nicht so, als stünden überall in der Welt spezialisierte Fabriken ungenutzt herum, die von heute auf morgen Impfstoff in der nötigen Qualität herstellen könnten.“ Biontech habe bereits „fünf Hersteller in Europa beauftragt, um die Produktion zu unterstützen“, sagte Türeci. „Weitere Verträge sind in Verhandlung.“ 

Mehrere Politiker hatten zuletzt gefordert, die Impfstoff-Produktion deutlich zu beschleunigen. FDP-Chef Christian Lindner verlangte, die rechtlichen, wirtschaftlichen, politischen und technologischen Voraussetzungen für eine „Krisenproduktion“ zu schaffen. Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) forderte mehr Tempo bei der Vakzin-Produktion.

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