Das bundeseigene Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat bislang keine Hinweise auf möglicherweise vermehrt auftretende Nebenwirkungen bei Impfungen gegen das Coronavirus. Bis Sonntag seien ihm 325 Verdachtsfälle gemeldet worden, teilte das PEI am Donnerstag im hessischen Langen mit. 51 Fälle davon seien als schwerwiegend einzuschätzen. Die Werte seien konsistent zu den Daten aus den klinischen Zulassungsstudien und zudem statistisch unauffällig.
Bis Sonntag waren in Deutschland laut Robert-Koch-Instituts (RKI) bereits mehr als 600.000 Impfungen verabreicht worden. „Bisher sehen wir kein neues Risikosignal“, sagte PEI-Expertin Brigitte Keller-Stanislawski am Donnerstag vor Journalisten. Sie betonte zugleich, dass es sich um Verdachtsfälle handle, bei denen ein kausaler Zusammenhang zur Impfung nicht belegt sei. PEI-Präsident Klaus Cichutek betonte, dass die Risiken der beiden zugelassenen Impfstoffe nach bisherigen Stand „sehr, sehr begrenzt“ seien.
Laut PEI wurden bis Donnerstag zehn Todesfälle nach Impfungen gemeldet. Die Fachbehörde ging aber nicht davon aus, dass ein Zusammenhang bestand. Es habe sich um Patienten mit „gravierenden Grunderkrankungen“ gehandelt, die sich teilweise sogar bereits in Palliativbehandlung befunden hätten, sagte Keller-Stanislawski. Das PEI gehe aufgrund aller bislang vorliegenden Informationen davon aus, dass diese Menschen „an ihren Grunderkrankungen in zeitlichem Zusammenhang mit einer Impfung“ verstorben seien.
Bis Sonntag waren dem Institut demnach sieben Todesfälle nach Impfungen gemeldet worden. Die Betroffenen litten sämtlich und teilweise mehrfach an sehr schweren Grunderkrankungen und waren zwischen 79 und 93 Jahren. Der Zeitpunkt des Todes lag zwischen wenigen Stunden und vier Tagen nach der Impfung. Für die neueren Meldefälle lagen zunächst noch keine genaueren Informationen vor.
Das PEI hatte bis zum Sonntag darüber hinaus Kenntnis von sechs Verdachtsfällen auf allergische Reaktionen nach Impfungen mit den Wirkstoffen der Firmen Biontech/Pfizer und Moderna. Bisher gebe es auch keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko für allergische Reaktionen, sagte Keller-Stanislawski. Mögliche Nebenwirkungen von Impfungen werden in Deutschland und anderen Ländern auch nach der Zulassung genau überwacht. Hierzulande besteht unter anderem eine Meldepflicht für Ärzte, anderes Fachpersonal und Hersteller.
Das für die Überwachung von Impfstoffen und anderen Medikamenten zuständige PEI führt diese Daten zusammen und will wöchentlich öffentlich darüber berichten. Dabei muss sorgfältig ausgewertet werden, ob die gemeldeten Verdachtsfälle wirklich eine auffällige Entwicklung anzeigen oder nur ein statistisch normales Geschehen abbilden oder in gar keinem Zusammenhang mit den Impfungen stehen.
Die bisherigen Daten entsprächen dem durch die Zulassungsstudien erwarteten Bild, betonte Cichutek. Die Nebenwirkungen seien als „mild bis moderat“ zu bezeichnen. Sie träten vorübergehend auf und hinterließen keine Schäden. Insgesamt fielen sie „etwas höher als bei der saisonalen Grippeimpfung aus“, fügte der PEI-Chef an.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen der Impfungen gehören demnach insbesondere Schmerzen an der Einstichstelle, Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Laut Zulassungsstudien treten diese insbesondere nach der zweiten Impfdosis auf. Beide Impfstoffe sind dabei ähnlich.