Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) hat Versäumnisse im Oktober für die aktuell zugespitzte Corona-Lage und die damit verbundenen Einschränkungen verantwortlich gemacht. „Wir hätten schon Mitte Oktober entscheidender und deutlicher handeln müssen“, sagte Braun am Donnerstag den Sendern RTL und n-tv. Ausdrücklich bezog er sich dabei auf die Ministerpräsidentenkonferenz am 14. Oktober, als die Länderchefs von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) geforderte schärfere Schutzmaßnahmen verhindert hatten.
Damals sei die zweite Welle der Pandemie bereits erkennbar gewesen, sagte Braun. Es sei jedoch der „Vorsprung, den wir den ganzen Sommer lang hatten“, erst aufgebraucht worden, „bevor wir angefangen haben, dann konsequenter zu handeln“. Auch die letztlich für November beschlossenen Lockdown-Maßnahmen seien dann „erkennbar nicht genug gewesen“.
Braun verteidigte zugleich die am vergangenen Dienstag von Bund und Ländern beschlossenen schärferen Einschränkungen, die von einigen Landesregierungen inzwischen wieder aufgeweicht werden. Zwar seien die Infektionszahlen etwas gesunken, wenn man mit dieser Geschwindigkeit aber weitermachen würde, dauere es 15 Wochen, bis die Sieben-Tage-Inzidenz unter 50 käme. „Das ist etwas, das will ich für unsere Volkswirtschaft nicht und auch nicht für den sozialen Zusammenhalt in unserer Gesellschaft“, warnte der Kanzleramtschef.
Er verwies dabei auch auf die Gefahren durch das Auftreten der neuen Virus-Mutation. Bisher sei diese in Deutschland nur vereinzelt aufgetreten, nach Irland sei sie aber bereits geschwappt und sorge dort für hochschnellende Inzidenzen von 130 auf über 600.
„Das kann in Deutschland auch passieren, wenn wir nicht sehr, sehr darauf achten, die Mutation möglichst aus dem Land zu halten und die Zahlen jetzt schnell so zu senken, dass wir, egal ob Mutation oder nicht, jede Infektion konsequent nachverfolgen und mögliche Ansteckungsverdächtige auch in Quarantäne schicken“, sagte Braun weiter. Die getroffenen Entscheidungen müssten jetzt konsequent umgesetzt werden.