Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus (CDU) will bei der Nominierung des Kanzlerkandidaten der CDU/CSU mitreden. „Ich gehe davon aus, dass die Parteivorsitzenden die Fraktion in diesem Prozess einbinden werden“, sagte Brinkhaus dem „Handelsblatt“. „Denn die gemeinsame Bundestagsfraktion ist die Brücke zwischen CDU und CSU“, hob er hervor.
Die CDU gibt am Freitagnachmittag das Ergebnis der Briefwahl bekannt, durch die der am vergangenen Wochenende zum Parteichef gewählte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet offiziell im Amt bestätigt werden soll. Laschet gilt damit ebenso wie CSU-Chef Markus Söder als Anwärter auf die Kanzlerkandidatur.
Laschet hatte sich auf dem CDU-Parteitag gegen den Vertreter des rechten Parteiflügels, Friedrich Merz, durchgesetzt. Zu der künftigen Rolle des Unterlegenen sagte Brinkhaus: „Ob er Teil des Wahlkampfteams wird, entscheidet der Parteivorsitzende.“ Einen Kurswechsel der CDU, wie er aus dem Lager von Merz gefordert wird, lehnte Brinkhaus aber erneut ab.
CDU-Vize Thomas Strobl, der vor dem Parteitag Merz unterstützt hatte, rief nun zum Zusammenhalt der Partei unter der Führung von Laschet auf. „Er weiß, wie man Wahlen gewinnt“, sagte Strobl den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND).
Auf eine maßgebliche Rolle von Merz im anstehenden Bundestagswahlkampf drang der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand der Union, Christian von Stetten. „Wenn Merz nicht an vorderer Stelle eingebunden wird, sprechen wir nicht von Hunderten Austritten, sondern von Tausenden“, warnte der CDU-Politiker in der „Wirtschaftswoche“ vor einer Zerreißprobe für die Partei.
In einer Umfrage des Instituts Kantar für die Funke Mediengruppe sagten 43 Prozent der Befragten mit Blick auf die Kanzlerkandidatur der Union, aus ihrer Sicht habe Söder bei der Bundestagswahl im September die besten Chancen. 21 Prozent sehen demnach mit Laschet die besten Aussichten, sieben Prozent bei einer Kandidatur von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
Unter den Unionsanhängern lag Söder sogar mit 65 Prozent zu 20 Prozent vor Laschet. Kantar befragte für die Umfrage am Montag und Dienstag 1017 Bürgerinnen und Bürger.