Bundesregierung bietet Galeria Karstadt Kaufhof Corona-Kredit über 460 Millionen Euro

Karstadt - Bild: Torsten Maue / CC-BY-2.0
Karstadt - Bild: Torsten Maue / CC-BY-2.0

Viele Einkaufsstraßen sind in der Corona-Krise menschenleer – und manche Geschäfte werden nie wieder öffnen: Die Pandemie hat einige Unternehmen stark ins Wanken gebracht. Die Parfümeriekette Douglas schließt 60 Filialen in Deutschland, wie sie am Donnerstag mitteilte. Die Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof kann mit einem staatlichen Kredit bis zu 460 Millionen Euro rechnen – auch, weil die Kaufhäuser eine „wichtige Ankerfunktion für die Stabilisierung der Innenstädte insgesamt“ haben. 

Mit Karstadt Kaufhof kann nach Lufthansa und TUI ein weiterer angeschlagener Großkonzern in der Krise mit frischen Bundesmitteln planen. Der Ausschuss des Wirtschaftsstabilisierungsfonds beschloss den Informationen zufolge am Mittwoch ein sogenanntes nachrangiges Darlehen für den Konzern. Die Warenhauskette muss nun entscheiden, ob sie das Hilfsangebot samt entsprechender Auflagen und Verzinsung annimmt.

Laut dem Magazin „Business Insider“ verlangt der Bund unter anderem Immobilien des Konzerns sowie den Warenbestand und die Markenrechte als Sicherheit für den Kredit. Demnach müsste Karstadt Kaufhof je nach Höhe der abgerufenen Kreditsumme Zinsen im Rahmen von etwa vier bis 9,5 Prozent zahlen – entsprechend der milliardenschweren Hilfsvereinbarung bei der Lufthansa. Eigentümer René Benko steuere weitere 100 Millionen Euro durch Investitionen und Pachtverzicht bei.

Karstadt Kaufhof hatte zu Beginn der Corona-Krise im vergangenen Jahr schon einmal über Hilfen des Bundes verhandelt, war dann jedoch in ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung geflüchtet. Ende September schloss der Konzern das Verfahren ab. Nach „Spiegel“-Informationen wurden zwei Milliarden Euro Schulden abgebaut und über 400 Millionen Euro frisches Kapital von Benko bereitgestellt – nicht genug angesichts des anhaltenden Lockdowns.

Die Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung treffen auch das Filialgeschäft von Douglas hart. Wegen der Corona-Folgen für den stationären Handel und des verstärkten Trends zum Online-Shopping kündigte das Unternehmen an, bis Herbst 2022 rund 500 seiner europaweit 2400 Filialen zu schließen. Demnach sind rund 60 von 430 Standorten in Deutschland betroffen. Etwa 600 von 5200 deutschen Douglas-Mitarbeitern verlieren durch die Schließungen ihren Job. Eine Transferagentur soll sie laut Unternehmen „bei ihrer beruflichen Neuorientierung“ unterstützen.

Die Einsparungen seien „ein notwendiger Schritt“, erklärte Douglas. „Die Zukunftsfähigkeit jeder Filiale“ in Europa sei in den vergangenen Monaten sorgfältig geprüft worden. Douglas-Chefin Tina Müller hatte Änderungen lange angekündigt. „Wir passen das Filialnetz jetzt genau so an, wie es aus heutiger Sicht richtig ist“, sagte sie dem „Spiegel“. Die Umsatzverschiebung in den Onlinehandel werde weitergehen. 

Im zurückliegenden Geschäftsjahr von Oktober 2019 bis September 2020 sank der Umsatz des Unternehmens den Angaben zufolge um 6,4 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Damit liege Douglas aber „nur knapp unter dem Rekordwert des Vorjahres“ von 3,5 Milliarden Euro, erklärte Unternehmenschefin Müller. Ein Grund: Im Onlinehandel verzeichnete Douglas ein Umsatzplus von knapp 41 Prozent auf 822 Millionen Euro. „Kein Wettbewerber wächst online so stark wie wir“, betonte Müller.

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