Der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, hat dazu aufgefordert, Corona-Risikogruppen „Tag und Nacht“ impfen lassen. Menschen in Alters- und Pflegeheimen sowie Bundesbürger über 70 Jahre sollten deutlich schneller geimpft werden, „beispielsweise auch am Wochenende, auch in der Nacht“, erklärte Hüther am Dienstag. Das sei nötig, „um eine weitere Lockdown-Verlängerung über den Januar hinaus zu vermeiden“.
„Sind die Risikogruppen geimpft, dann gibt es keine Rechtfertigung mehr für einen flächendeckenden Lockdown“, betonte Hüther. Die Folgen der Schließungen von Geschäften und Restaurants seien längst deutlich sichtbar: „Unternehmen leben zunehmend von der Substanz und – in geringem Maße – von staatlicher Unterstützung.“ Jede Woche koste der Lockdown 3,5 bis fünf Milliarden Euro, und auch das nur, wenn Grenzen offen blieben, Wertschöpfungsketten und die Weltwirtschaft die Gelegenheit bekämen, sich zu stabilisieren.
Die Zugangshürden für die staatlichen Überbrückungshilfen seien nach wie vor zu hoch, kritisierte Hüther. Im gesamten Jahr 2020 sind demnach an den Einzelhandel 91 Millionen Euro Hilfen ausgezahlt worden – gleichzeitig habe der Lockdown einen Umsatzverlust von 36 Milliarden Euro verursacht, davon Fixkosten in Höhe von 18 bis 20 Milliarden Euro. „Entsprechend stellt sich für viele Unternehmer im Januar die Existenzfrage. Ebenso dramatisch ist die Lage in Branchen, in denen völlig unklar ist, wann wieder Normalität möglich ist, so wie bei Gastronomen, Veranstaltern oder Kulturschaffenden.“