Nach zweitägigen nächtlichen Ausschreitungen in mehreren Städten Tunesiens hat die Polizei nach eigenen Angaben Dutzende Jugendliche festgenommen. Der Höhepunkt der Randale sei in der Nacht zum Sonntag erreicht worden, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Khaled Hayouni, der Nachrichtenagentur. In Tunis und anderen Städten zogen demnach vorwiegend junge Menschen trotz einer nächtlichen Corona-Ausgangssperre durch die Straßen, zündeten Reifen an, warfen Schaufensterscheiben ein, plünderten Geschäfte und schleuderten Steine auf Polizisten.
Die Hintergründe für die Randale waren zunächst unklar, doch leidet das Land auch zehn Jahre nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali unter politischer Instabilität, Vetternwirtschaft und einer desolaten Wirtschaftslage. Die Corona-Krise sorgt für weitere Preissteigerungen, die bereits hohe Arbeitslosigkeit verfestigt sich. Ein Drittel der jungen Leute ist inzwischen ohne Arbeit.
Nach Angaben Hayounis war die Mehrzahl der festgenommenen Randalierer, die sich nicht an die Ausgangsbeschränkungen hielten, zwischen 14 und 17 Jahre alt. Er rief alle Eltern auf, besser über ihre Kinder zu wachen. Am Donnerstag, dem zehnten Jahrestag von Ben Alis Sturz, hatten die Behörden zusätzlich zu der nächtlichen Ausgangssperre einen landesweiten viertägigen Lockdown angeordnet.