Nach dem Corona-Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer hat Großbritannien vergangenen Mittwoch auch den Corona-Impfstoff von AstraZeneca zugelassen – und schon am Montag beginnen im Vereinigten Königreich die Impfungen damit. Der Impfstoff, den das britisch-schwedische Pharmaunternehmen zusammen mit der Universität Oxford entwickelte, hat nach bisheriger vorläufiger Datenlage zwar im Durchschnitt nicht so eine hohe Wirksamkeit wie das Biontech-Präparat, dafür ist es aber deutlich billiger und lässt sich leichter lagern.
Auf welcher Methode basiert der AstraZeneca-Impfstoff?
Es handelt sich um einen Vektorviren-Impfstoff. Das bedeutet, dass ein Virus, das normalerweise Schimpansen befällt, durch den Einbau des sogenannten Spike-Proteins des neuartigen Coronavirus genetisch verändert wurde.
Mit dem Spike-Protein, einer stachelartigen Struktur an seiner Oberfläche, heftet sich das Coronavirus an menschliche Zellen, um dann in sie einzudringen. Wenn das Vektorvirus dem Menschen in minimaler Menge injiziert wird, kann dieser Antikörper gegen das Spike-Protein und damit gegen das neuartige Coronavirus bilden.
Wie wirksam ist der AstraZeneca-Impfstoff?
Die Entwickler meldeten im November ein Zwischenergebnis, wonach der Impfstoff durchschnittlich zu 70 Prozent wirksam sei. Das Biontech-Vakzin ist hingegen zu 95 Prozent wirksam. Durch Zufall stellte AstraZeneca fest, dass die Wirksamkeit seines Impfstoffes 90 Prozent betrug, wenn Probanden zunächst nur eine halbe Dosis und bei der zweiten Injektion einen Monat später eine ganze Dosis erhielten. Wenn beide Male eine volle Dosis gespritzt wurde, lag die Wirksamkeit hingegen nur bei 62 Prozent.
Laut britischer Aufsichtsbehörde könnte die Wirksamkeit aber auch vom Abstand zwischen den beiden Impfdosen abhängen. Wegen der von Experten geäußerten Zweifel an dem Zufallsbefund kündigte AstraZeneca Ende November eine „zusätzliche Studie“ zur Wirksamkeit bei einer verringerten Impfdosis an. „Wir denken, wir haben die Siegerformel herausbekommen“, sagte AstraZeneca-Chef Pascal Soriot vor gut einer Woche der „Sunday Times“.
Er geht davon aus, dass der Impfstoff auch gegen die neue, offenbar ansteckendere Coronavirus-Variante wirksam ist, die sich insbesondere im Süden Englands ausgebreitet hat. Um dies aber sicher festzustellen, werde sein Unternehmen Tests mit dem mutierten Virus vornehmen. Wenn es notwendig sein sollte, könne AstraZeneca auch eine auf diese Virus-Variante zugeschnittene neue Version seines Impfstoffs entwickeln, versicherte Soriot.
Welche Vorteile hat das Vakzin von AstraZeneca?
Der Impfstoff von AstraZeneca ist mit einem Preis von rund 2,75 Euro pro Dosis ziemlich günstig. Außerdem lässt er sich bei normalen Kühlschranktemperaturen zwischen zwei und acht Grad lagern. Damit ist er ideal für großangelegte Impfkampagnen.
Der Impfstoff von Biontech/Pfizer benötigt bei längerer Lagerung hingegen eine extrem niedrige Temperatur von minus 70 Grad. Der Corona-Impfstoff des US-Herstellers Moderna muss immerhin auf minus 20 Grad heruntergekühlt werden.
Wann wird der AstraZeneca-Impfstoff in Deutschland und dem Rest der EU eingesetzt?
Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) stellte vorige Woche klar, dass eine Zulassung in der Europäischen Union noch im Januar „unwahrscheinlich“ sei. Schließlich hat AstraZeneca dort noch gar keinen Zulassungsantrag gestellt.
Die EMA begutachtet Sicherheit und Wirksamkeit des AstraZeneca-Impfstoffs aber bereits in einem laufenden Prüfungsverfahren, dem sogenannten „Rolling Review“. Dass die Ergebnisse der klinischen Studien bereits geprüft werden, trägt im Falle eines Zulassungsantrags zu einem beschleunigten Verfahren bei.
Für den Fall einer Zulassung hat die EU vorgesorgt: Sie hat sich bereits vor Monaten vertraglich 300 Millionen Dosen des AstraZeneca-Impfstoffs gesichert und eine Option auf weitere 100 Millionen Impfdosen ausgehandelt.
Die USA gehen nach Behördenangaben davon aus, dass der AstraZeneca-Impfstoff erst im April die Zulassung erhält. Kurz nach Großbritannien hatte bereits Argentinien das Vakzin zugelassen und am Sonntag zog das bevölkerungsreiche Indien nach.