Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hat dem Bundeslandwirtschaftsministerium vorgeworfen, auf Internetportalen und in Broschüren die Zustände bei der Nutztierhaltung in Deutschland zu beschönigen. Insbesondere die „weit verbreiteten Krankheiten unter Nutztieren“ würden dort kaum erwähnt, monierte Foodwatch bei der Vorstellung der Ergebnisse seiner eigenen Analyse am Donnerstag. Unter die Lupe genommen wurden etwa die Portale landwirtschaft.de und tierwohl-staerken.de, die im Geschäftsbereich des Ministeriums betrieben werden.
Auf beiden Seiten stünden „positive Beispiele im Vordergrund“, die meisten „tierschutzwidrigen Missstände“ hingegen würden ausgeblendet. Als Beispiele nannte Foodwatch etwa die Beschreibung der Haltung und Betäubung von Schweinen auf landwirtschaft.de.
Dort werde beschrieben, dass es Standard sei, dass die Tiere „in einem geschlossenen, klimatisierten Stall ohne Einstreu“ lebten und gut abgeschirmt nicht so leicht erkrankten. Unerwähnt bleibe allerdings, dass rund ein Fünftel aller in Deutschland gehaltenen Schweine, etwa 13 Millionen, die Mastzeit gar nicht überlebe, und dass Untersuchungen an „mindestens jedem dritten“ Schlachttier Krankheiten und Schäden gezeigt hätten, kritisierte Foodwatch.
Auch beim Transport und der Schlachtung von Schweinen gehe das Portal nicht darauf ein, dass „Tiere in etlichen Fällen bei Bewusstsein geschlachtet“ würden. So liege die Fehlbetäubung bei handgeführten Betäubungsanlagen bei 12,5 Prozent, erklärte Foodwatch.
Die Seite tierwohl-staerken.de vermittle den Eindruck, dass die Mutterkuhhaltung, bei der die Kälber bis zu neun Monaten bei ihren Müttern blieben und die Kühe „viel Zeit auf der Weide“ verbringen, Standard in der Rinderhaltung sei. Diese Haltung repräsentiere aber „nur einen kleinen Anteil an den Haltungsverfahren von Rindern“, erklärte Foodwatch.
Es handelt sich um Portale des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL), einem Informationsdienstleister im Geschäftsbereich des Landwirtschaftsministeriums. Das Ressort erklärte auf Nachfrage, Grundlage der eigenen Publikationen im Nutztierbereich sei das Tierschutzgesetz. Was den Inhalt der Broschüren betreffe, „stellen wir den Sachverhalt objektiv dar“. Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) äußere sich zudem „regelmäßig auch zu Tierschutzverstößen“.
Foodwatch forderte Klöckner indes auf, die Situation in der Nutztierhaltung umfassend und realistisch auf den offiziellen Internetseiten ihres Ministeriums darzustellen. Die Regierung müsse der Öffentlichkeit „ein realistisches Bild über die Zustände in den Ställen“ vermitteln.
Die Grünen-Agrarexpertin Renate Künast warf der Regierung vor, die „massiven Probleme zu kaschieren“. Verbraucher hätten allerdings ein Recht darauf zu erfahren, wie es um die Tierhaltung in Deutschland tatsächlich bestellt sei. Nötig sei ein „konsequenter Umbau der Tierhaltung“ – einhergehend mit fairer Entlohnung der Tierhalter und einem klaren Bekenntnis zum Abbau der Tierzahlen.