Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, warnt vor zu hohen Erwartungen an die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Jahr. „Viele Wirtschaftsprognosen sind zurzeit vom Wunschdenken eines schnellen Endes der Pandemie und einer umgehenden wirtschaftlichen Erholung im Jahr 2021 geprägt“, schrieb Fratzscher in am Freitag veröffentlichten Gastbeitrag für den Berliner „Tagesspiegel“. „Dies dürfte sich als Illusion erweisen.“
Zu viele Dinge könnten schiefgehen im kommenden Jahr, mahnte Fratzscher. „Die Erholung würde dann schwieriger werden und länger dauern, als es sich viele derzeit vorstellen können.“ Die deutsche Wirtschaft schrumpfe im vierten Quartal und „könnte dies sehr wohl auch im ersten Quartal 2021 tun, so dass die Wirtschaft damit in eine zweite Rezession fallen dürfte“.
„So könnte 2021 zum Jahr der Ernüchterung werden, zumindest was die Wirtschaft betrifft“, warnte Fratzscher. „Unternehmensinsolvenzen könnten deutlich steigen, da viele so stark überschuldet sind, dass sie entweder keine Bankkredite mehr bekommen oder keine mehr wollen, Rücklagen aufgebraucht haben und die Aufschiebung der Antragspflicht für Unternehmensinsolvenzen auslaufen wird.“
Mit den Problemen der Unternehmen dürfte Fratzschers Einschätzung zufolge auch die Arbeitslosigkeit steigen: „Vor allem die Schwächsten, wie die MinijobberInnen, dürften den höchsten Preis zahlen.“