IG Metall warnt vor Herunterfahren der Industrie zur Corona-Bekämpfung

Symbolbild: Wolkenkratzer der IG Metall

Die IG Metall wendet sich kategorisch gegen Überlegungen, zur Eindämmung der Corona-Pandemie die Industrieproduktion vorübergehend herunterzufahren. „Dann würde unsere Wirtschaftskraft zusammenbrechen“, sagte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann der „Augsburger Allgemeinen“ (Dienstagsausgabe). „Doch diese Kraft brauchen wir dringend, um uns weiter alle sozialstaatlichen Maßnahmen zur Abfederung der Folgen der Krise leisten zu können.“

Wenn die Produktionsbetriebe zwei, drei Wochen schließen würden, „dauert es mindestens doppelt so lange, ehe die Firmen wieder in der Lage sind, richtig loszulegen“, warnte Hofmann. „Wir müssen – soweit es geht – die industrielle Produktion fortsetzen, weil so Wertschöpfung und Einkommen für viele Menschen entsteht. Die Finanzierung unseres Sozialstaats kommt nicht aus der Steckdose.“

Bund und Länder wollen am Dienstag darüber beraten, welche Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie in den nächsten Wochen gelten sollen. Im Vorfeld war unter anderem die Forderung laut geworden, Produktionsbetriebe vorübergehend stillzulegen, um dortige Kontakte zwischen den Mitarbeitenden und damit potenzielle Ansteckungen zu vermeiden.

IG-Metall-Chef Hofmann schickte im Gespräch mit der „Augsburger Allgemeinen“ auch eine scharfe Warnung in Richtung der Arbeitgeber. „Wer die Krise jetzt zum Abbau von Arbeitnehmerrechten missbrauchen will, der wird sich an uns die Zähne ausbeißen“, sagte er. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hätten viel dazu beigetragen, „dass wir die Krise bisher gut überstanden haben“. So hätten die Beschäftigten ihre Arbeitszeitkonten abgebaut, „sie haben auf Schichten, also Einkommen, verzichtet, sie haben ihre Urlaube dann genommen, wenn das für die Unternehmen gut war“.

Auch von einer Vertagung der Tarifrunde will Hofmann nichts wissen. „Wir sind den Arbeitgebern im März 2020 entgegengekommen und haben auf Lohnerhöhungen verzichtet und die Verhandlungen verschoben“, betonte er. „Noch einmal schieben wir die Tarifrunde nicht auf.“

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