Joe Bidens Ehefrau Jill könnte Rolle der Präsidentengattin neu definieren

Jill Biden - Bild: Gage Skidmore
Jill Biden - Bild: Gage Skidmore

Über das Verhältnis zwischen dem scheidenden US-Präsidenten Donald Trump und seiner Ehefrau Melania ist in den vergangenen Jahren viel spekuliert worden. Beim neuen Präsidenten und der neuen First Lady dürfte das eher nicht der Fall sein: Joe und Jill Biden bilden seit Jahrzehnten ein enges und vertrautes Paar. Die 69-Jährige ist ihrem Ehemann Lebensstütze, Beraterin, Wahlkampfhelferin – und manchmal sogar inoffizielle Personenschützerin. Und sie dürfte ihre neue Rolle im Weißen Haus deutlich moderner auslegen als Melania Trump.

Die Lehrerin mit einem Doktortitel in Erziehungswissenschaften dürfte das Thema Bildung zu einem Schwerpunkt machen. Und die 69-Jährige will weiter an einem Community College unterrichten, einer Art Zwischenstufe zwischen Schule und Universität. Sie wäre dann die erste First Lady, die weiter einem Beruf nachgeht.

An ihrem Lehrerjob hatte sie schon als Second Lady festgehalten, als ihr Ehemann zwischen 2009 und 2017 Stellvertreter von Präsident Barack Obama war. Aber natürlich wächst ihre Prominenz als Frau des Präsidenten jetzt noch einmal beträchtlich.

Auch deswegen schlug eine vom Essayisten Joseph Epstein losgetretene Polemik kürzlich hohe Wellen: Er rief Biden auf, auf die Anrede mit dem Doktortitel zu verzichten – schließlich habe sie diesen in Erziehungswissenschaften erworben und nicht in Medizin, ohnehin wirke das „Dr.“ aufgesetzt. Die frühere First Lady Michelle Obama verurteilte das als Beleg für die gesellschaftlichen Widerstände, auf die berufstätige Frauen immer noch stoßen.

Als First Lady wird Biden künftig unter besonderer – und kritischer – Beobachtung stehen. Doch dass sie robust ist, hat die blonde Politikergattin mit einer Vorliebe für farbenfrohe Kleider, hohe Lederstiefel und Perlenschmuck schon unter Beweis gestellt. Im März wurde sie mit ihrem geistesgegenwärtigen und beherzten Einsatz gegen zwei Störerinnen bei einem Auftritt ihres Mannes zum Internet-Star. Sie wehrte nacheinander gleich zwei Veganismus-Aktivistinnen ab, die auf die Bühne gestürmt waren.

„Ich bin wahrscheinlich der einzige Präsidentschaftsbewerber, dessen Ehefrau gleichzeitig der Secret Service ist“, scherzte ihr Ehemann später. Scherzhafte, neckende Zuneigung ist ohnehin ein Markenzeichen des Paares. „Ich bin Joe Biden und ich bin Jills Ehemann“, stellt sich der 78-Jährige gerne vor, ganz Gentleman alter Schule.

Die Bidens bilden schon seit mehr als vier Jahrzehnten ein unzertrennliches Duo. Der damalige Senator und die geschiedene Englischlehrerin heirateten 1977. Biden hatte fünf Jahre zuvor bei einem Autounfall seine erste Ehefrau Neilia und die gemeinsame Tochter Naomi verloren. 

Jill gab vorübergehend ihren Job als Lehrerin auf, um die Kinder großzuziehen, Bidens Söhne Beau und Hunter und später die gemeinsame Tochter Ashley. 2015 trauerte Jill Biden dann an der Seite ihres Mannes um den an einem Hirntumor verstorbenen Beau.

In ihrer Rede beim Nominierungsparteitag der Demokraten im September zog Jill Biden eine Linie zwischen den persönlichen Tragödien im Leben ihres Mannes und der Herausforderung, die zutiefst gespaltenen Vereinigten Staaten wieder zu versöhnen. „Wie bringt man eine gebrochene Familie wieder zusammen? Genauso, wie man eine Nation zusammenbringt: Mit Liebe und Verständnis und kleinen Gesten der Güte, mit Mut, mit unerschütterlichem Glauben.“

Die Spaltung des Landes – verschärft durch Trumps wochenlangen Kampf gegen seine Wahlniederlage und die Erstürmung des Kapitols am 6. Januar – wird die Bidens in den kommenden Jahren noch viel beschäftigen. Jill Biden hatte schon bei ihrer Parteitagsrede angekündigt, sich in den Dienst des Landes stellen zu wollen. Als First Lady werde sie jeden Tag hart arbeiten, „um diese Nation besser zu machen“.

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