Das Bundeskartellamt rechnet angesichts der Corona-Pandemie mit einem Anstieg von Fusionen in Deutschland. „Das Virus hat in vielen Branchen eine unfreiwillige Marktkonsolidierung in Gang gesetzt“, sagte Kartellamtspräsident Andreas Mundt der „Wirtschaftswoche“ laut Vorabmeldung vom Donnerstag. Bereits zum Jahresende 2020 habe das Kartellamt eine „wachsende Zahl registriert“. Er rechne daher „mit einem starken Anstieg von Fusionen“ im laufenden Jahr.
Je nach Branche dürften die Unternehmen unterschiedlich aus der Krise finden, prognostizierte Mundt. Es bestehe die Gefahr, „dass in einigen Bereichen die Wettbewerbsintensität sinkt“. Mundt rechnet mit Entscheidungen über sogenannte Sanierungsfusionen: „Meine Sorge ist, dass wir in den nächsten Monaten auch über wettbewerbspolitisch heikle Zusammenschlüsse von Unternehmen mit von der Insolvenz bedrohten Konkurrenten entscheiden müssen“, sagte er der „Wirtschaftswoche“. Dies sei stets mit hohen Hürden verbunden.
Der Kartellamtspräsident kündigte an, trotz der durch Corona erschwerten Bedingungen bei den Prüfungen streng vorzugehen. „Die Pandemie geht irgendwann zu Ende, die Fusionskontrolle aber ist dauerhafte Strukturkontrolle. Da können und dürfen wir nicht großzügig sein.“
Skeptisch äußerte sich Mundt zu den jüngsten Staatsbeteiligungen an privaten Unternehmen wie der Lufthansa. „Natürlich hat es Folgen für den Wettbewerb, wenn Unternehmen plötzlich am Kapitalmarkt und bei Banken den Staat als Anteilseigner präsentieren können – und deren Konkurrenten nicht“, sagte der Kartellamtschef der „Wirtschaftswoche“. Es sei vor diesem Hintergrund zu hoffen, dass die in der Krise eingegangenen Staatsbeteiligungen zeitlich begrenzt sein werden.