Klobürsten und Boxershorts als Zeichen des Protestes gegen den Kreml – Was steckt hinter den Symbolen?

Klobürste und Pömpel - Bild: TaruntaevaTV via Twenty20
Klobürste und Pömpel - Bild: TaruntaevaTV via Twenty20

Klobürsten, blaue Unterhosen und Schneebälle: Beim Protest gegen den Kreml zeigen die sich Anhänger des Oppositionellen Alexej Nawalny kreativ. Auch am Sonntag gingen sie wieder auf die Straßen des Landes und brachten ihren Widerstand gegen Präsident Wladimir Putin mit unterschiedlichsten Mitteln zum Ausdruck:

Blaue Unterwäsche

Seit Dezember hängen Nawalny-Anhänger immer wieder blaue Boxershorts an Straßenschilder. In Online-Netzwerken veröffentlichen sie zudem Bilder von sich in blauer Unterwäsche und bei Protesten halten sie blaue Unterhosen in die Höhe. Mit den Kleidungsstücken wollen die Demonstranten an den Giftanschlag auf Nawalny im vergangenen Sommer erinnern. Nach Analysen mehrerer unabhängiger Labore wurde dabei der in der Sowjetunion entwickelte Nervenkampfstoff Nowitschok verwendet. Nawalny beschuldigt den russischen Geheimdienst, das Gift an seinen blauen Boxershorts angebracht zu haben.

Klobürsten

Vor gut einer Woche hat Nawalny zusammen mit seinem Team ein Video veröffentlicht, das einen Luxus-Palast an der russischen Schwarzmeer-Küste zeigt, der sich im Besitz des russischen Präsidenten Putin befinden soll. Die Aufnahme wurde auf YouTube millionenfach angeschaut und setzte den Kreml-Chef massiv unter Druck. Die Nawalny-Recherche legte die Opulenz des 17.700 Quadratmeter großen Anwesens dar: Das Gelände umfasst ein Amphitheater, eine Kirche, Weinberge, eine Eishockey-Arena und ein Casino. Den Anhängern des Kreml-Kritikers stieß aber offenbar besonders ein Detail sauer auf: Die luxuriösen Klobürsten im Wert von etwa 700 Euro pro Stück. Klobürsten – in billigeren Varianten – tauchen seitdem immer wieder bei den Protesten auf. 

Schneebälle

Bei den Demonstrationen in Moskau bewarfen einige Demonstranten die Sicherheitskräfte mit Schneebällen. Die Aktivisten schrieben ihre Forderungen, darunter die sofortige Freilassung Nawalnys, in den Schnee – und mussten mit ansehen, wie ein Polizist die Botschaften wieder wegwischte. Auch das Fenster eines Autos, das angeblich einem Mitglied des russischen Geheimdienstes gehören soll, wurde zur Zielscheibe von Schneebällen und zerbarst. In Tarussa wurden drei Menschen festgenommen, weil sie einen Schneemann gebaut hatten, der ein Schild mit der Aufschrift „Freiheit. Wahrheit. Russland“ trug. 

Sarkastische TikTok-Videos

Viele Demonstranten rechnen bei einer Teilnahme an den Kundgebungen, bei denen am Sonntag erneut hunderte Menschen festgenommen wurden, von vornherein mit erheblichen persönlichen Konsequenzen. Auf der Online-Plattform TikTok veröffentlichten zahlreiche Nawalny-Anhänger vor den Protesten Videos zu einem Song mit dem Text „Ich werde ins Gefängnis kommen“ – und kündigten so an, dass sie trotz der Repressalien weiter zu den Demonstrationen gehen wollen. 

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